306. Nacht

Sonnabends-Speise


1/2 Liter Leitungswasser zum Joggen


5 Tassen Kaffee
 


1 Vollkornbrötchen, Sojola-Margarine, Schokocreme*, Brombeermarmelade*, 1 Tablette LactAid
 


1 Vollkornbrötchen, Sojola-Margarine, Schokocreme*, Honig*
 


1 gekochtes Ei mit Salz
 


1 Vollkornbrötchen, Sojola-Margarine, Hoig*, Brombeermarmelade*


1/2 Liter Wasser, 2 Stück Edelbitter Lindt mild
 


0,5 Liter Leitungswasser
 


1 "German" Hot Dog. Mit Sauerkraut und Röstzwiebeln sowie Senf statt Remoulade
 


0,33 Liter Jever Fun
 


0,5 Liter Apfelschorle, 0,66 Liter Jever Fun
 


0,5 Liter Wernesgrüner

 


Rindergulasch mit Sauerkraut, Klößen, extra Kümmel, Salatblatt, Gurkenscheibe, Tomaten-Achtel, 1 Tablette LactAid

 


0,33 Liter und 2 cl Malteser


0,33 Liter Berliner Pilsener

 


1 ASS

 


0,5 Liter Leitungswasser

*

Als der Kalif von dieser Geschichte erfährt, lässt er den Edelstein zu Jahja zurückbringen, sich wundernd über den Edelmut des Barmekiden.
Aber auch Jahja antwortet ruhig, als er von dem Lästermaul Mansûr hört:

"Sâlih, wenn ein Mensch arm ist, wenn die Brust sich ihm einengt, so soll man ihn nicht tadeln wegen dessen, was seinem Munde entfährt; denn es kommt ihm nicht aus dem Herzen." Und so begann er nach Entschuldigungen für Mansûr zu suchen. Aber Sâlih weinte und rief: "Nie werden die kreisenden Sphären einen Mann gleich dir ins Dasein rufen. Weh, wie traurig, dass ein Mann von so edlem Wesen und solch Hochherzigkeit wie du einst in den Staub gebettet werden soll!" Dann sprach er noch diese beiden Verse:

Tu eiligst jede gute Tat, die du beschlossen;
Denn nicht zu jeder Zeit steht dir das Wohltun frei!
Wie mancher hat gesäumt mit gutem Werk, solang er’s
vermochte; da kam hemmend eigne Not herbei.

***

Die Geschichte von der Großmut Jahjas gegen den Brieffälscher

Zwischen Jahja dem Barmekiden und Abdallâh ibn Mâlik el-Chuzâ-i war eine eifersüchtige Feindschaft um die Gunst beim Kalifen entbrannt, die noch verstärkt wurde, als der Kalif Harûn er-Raschîd dem Abdallâh ibn Mâlik el-Chuzâ-i die Herrschaft über Armenien übertrug.
Zu diesem Abdallâh kommt ein Mann mit einem gefälschten Brief mit der angeblichen Unterschrift Jahjas, in dem dieser scheinbar Abdallâh und seine Männer über alles lobt. Abdâllâh ahnt die Fälschung und droht ihm Prügel an und dass man

dir den Bart schert.

Für den Fall dass er aber die Wahrheit gesagt habe, verspricht er ihm neben vielen Reichtümern das Emirat über einen Teil des Landes.
Er fragt in einem Brief bei seinem Feind Jahja nach.

305. Nacht

Freitags-Futter


Frühstück. 3 Brötchen, mit Brombeer-Marmelade*, Sojola-Margarine, Mandelcreme*, Honig*, Erdnussmus*, Schokocreme*, 1 Liter Kaffee*, 0,3 Liter Wasser, 1 Tablette LactAid
* = Bio-Produkt


2 Stück Lindt Edelbitter mild
 


1/3 Liter Wasser, Seitenbacher Müsli mit Galia-Melone* und Hafertrunk*
 


3 Scheiben Kraftballastbrot mit Kürbiscreme*, Lachsschinken*, Ziegenkäse*, 0,3 Liter Wasser
 


2 Stück Lindt Edelbitter mild
 


1 TicTac


bei McDonalds 1 McWrap Beef
(furchtbar, nicht wieder kaufen)
 


0,5 Liter Warsteiner
 


5 Bruschette
Mäßig zubereitet.
(Doch, ich kann zählen. Eine habe ich verschenkt.)
 


0,33 Liter Warsteiner
 


0,5 Liter Leitungswasser
 

*

Glücklich reist Abu Mohammed der Faulpelz mit Gattin, Geld, Bediensteten und dem Affen nach Hause. Diesen brüllt er an:

"Du Verruchter, warum hast du mich verraten?"

Doch ohne eine Antwort abzuwarten, lässt er ihn in eine Messingflasche sperren.
Harûn er-Raschîd ist erstaunt über diese Erzählung

und er verlieh ihm fürstliche Gaben für sein Geschenk und erwies ihm alle Huld, die ihm gebührte.

***

Die Geschichte von der Großmut des Barmekiden Jahja ibn Châlid gegen Mansûr

Harûn er-Raschîd ruft einen seiner Leibwächter namens Sâlih zu sich. Ein gewisser Mansûr würde ihm eine Million Dirhems schulden. Sâlih bringe ihm nun diese Summe oder den Kopf Mansûrs.
Dieser ist, wie man erwarten kann, nicht amüsiert darüber und nimmt weinend von seiner Familie Abschied. Das dauert Sâlih und er schlägt vor, bei den Barmekiden Hilfe zu suchen. Sie begeben sich zu Jahja ibn Châlid, dem Vater von Dscha’far, der nun seine Söhne bittet, ihm Geld zu senden. Dieses gibt er Mansûr und obendrein einen Edelstein, den er vom Kalifen selber hat.
Seine Rettung vor Augen rezitiert Mansûr auf dem Wege zum Kalifen:

Aus Liebe eilte nicht mein Fuß zu ihnen,
Nein, nur aus Furcht, es träfen mich die Pfeile.

Sâlih tadelt ihn dafür.

 

300. Nacht

Seit ein paar Jahren hat sich in den Protestbewegungen die Fraktion militanter Clowns ausgebreitet. Militante Clowns nehmen den zivilen Ungehorsam ernst und überschreiten Gesetze bis knapp unter Gewaltanwendung, also das ganze Spektrum demo-begleitender Aktionen, die man bereits kennt: Blockaden, Zerstörung von Dingen usw. Das Repertoire ist nicht ganz neu und oft effektiv, aber die Clownerie suggeriert "Hopplahi-hopplaho – alles nur halb so ernst gemeint. Schließlich sorgen wir für gute Laune." Und in der Tat wirken Polizisten wie Spielverderber, wenn sie Clowns vom Platz tragen. Und so schraubt sich der Ärger zur furchtbaren Empörung hoch: Es war doch nur ziviler Ungehorsam.
Das Wort "Ungehorsam" verniedlicht aber durch seine Assoziation an Befehlsverweigerung, an Dem-Oberlehrer-nicht-gehorchen, dass es schlicht um Rechtsbrüche geht, die eben Konsequenzen zur Folge haben. Ob mit roter Nase oder ohne. So ist das nun mal mit Rechtsbrüchen. Das heißt nicht, dass man nicht über Details des Versammlungsrechts streiten könnte – etwa über den Sinn des Vermummungsverbots. Allerdings macht man sich wohl unglaubwürdig, wenn man einerseits eine Kennzeichnung der Polizeibeamten fordert und gleichzeitig sich selbst unkenntlich macht. Ob mit Schminke oder Hasskappe ist da zweitrangig.
Nun ist gewiss ein Szenario denkbar, in dem die staatliche Gewalt dermaßen überhand nimmt oder die demokratischen Spielregeln soweit außer Kraft gesetzt sind, dass ich mich aus Gewissensgründen genötigt sehe, Gesetze zu brechen, die ich sonst – auch wenn sie mir nicht passen – immerhin hinnehme. Für Jean Peters in der taz ist die Grenze bereits an dem Punkt erreicht, dass Castor-Transporte durch die Gegend rollen, obwohl eine Umfragenmehrheit für die Abschaltung von AKW ist. Andere halten ein Treffen der G8 oder die Räumung eines illegal besetzten Hauses für dermaßen inakzeptabel, dass die legalen Mitteln politischer Kommunikation nicht mehr ausreichen.
Warum sich dann aber beschweren, wenn das Recht durchgesetzt wird? Der "zivile Ungehorsame" weiß ja schließlich, dass er eine Grenze überschreitet. Ihm bleibt nichts anderes übrig als auf seine eigene Cleverness, einen smarten Anwalt, einen gnädigen Richter oder öffentliche Solidarisierung zu bauen. Aber zu skandalisieren, dass der Staat sich Rechtsbrüche nicht einfach gefallen lässt, ist lächerlich, wenn nicht gar feige.

*

Der Eunuch überbringt dem Kalifen die Nachricht, seine Frau Zubaida habe sich diese Krone anfertigen lassen, aber sie fände keinen passenden Edelstein für die Spitze. Harûn er-Raschîd befiehlt seinen Kammerherren und Statthaltern, nach einem solchen Edelstein zu suchen, sie kommen aber ohne Erfolg zurück.

Als sie das dem Kalifen kundtaten, ward er zornig und rief: "Wie kann ich Kalif und König auf Erden sein, wenn ich nicht imstande bin, einen Edelstein zu beschaffen? Ihr da, fragt bei den Kaufleuten an!"

Ist da wer in seiner Eitelkeit gekränkt?

Man teilt ihm mit, es gäbe nur einen, der so einen Edelstein besitzen könne: Abu Mohammed der Faulpelz in Basra.
Der Kalif sendet seinen Schwertträger Masrûr mit einem entsprechenden Schreiben an den Statthalter von Basra, Emir ez-Zubaidi.

Der Bruder seiner Frau Zubaida?

Als Masrûr schließlich vor Abu Mohammeds Haustür steht und das Anliegen vorträgt, bittet dieser ihn herein, doch man antwortet ihm:

"Wir können das nur in aller Eile tun, wie uns der Beherrscher der Gläubigen befohlen hat; denn er wartet auf dein Kommen." (…)
"Wartet nur ein klein wenig auf mich, bis ich alles gerüstet habe."

Schließlich gelingt es ihm doch, alle in sein Haus zu lotsen.

Und dort sahen sie zunächst eine Vorhalle, behangen mit Wanddecken aus blauem Brokat, die mit rotem Golde bestickt waren.

Masrûr wird indessen von den Dienern ins Bad geleitet und schließlich ins noch prächtigere Obergemach geführt.

Dann befahl er [Abu Mohammed], den Speisetisch zu bringen; doch als Masrûr den Tisch sah, rief er: "Bei Allah, sogar bei dem Beherrscher der Gläubigen habe ich einen solchen Tisch nie gesehen."

Man speist und trinkt und Mohammed schenkt jedem 5000 Dinare und ein Ehrengewand. Wieder drängt Masrûr zur Abreise. Doch Abu Mohammed meint:

"O Gebieter, gedulde dich nur noch bis morgen, damit wir uns reisefertig machen können und dann mit euch aufbrechen!"

Also verbringen sie noch die Nacht dort.

Als inzwischen geübter Leser dieser Erzählungen, erwartete ich zumindest zwei weitere Nächte, in denen immer schönere Gewänder, Speisen und Sklavinnen die Sinne der Gäste vernebeln, aber…

Tatsächlich brechen alle am nächsten Morgen auf

und reiten ohne Unterbrechung weiter, bis sie zur Stadt Bagdad gelangten.

Dort präsentiert Abu Mohammed dem Kalifen Geschenke aus einer Kiste:

darunter goldene Bäume, mit Blättern aus Smaragd und Früchten aus rotem und gelbem Hyazinth und aus schimmernden Perlen.

In der zweiten Kiste:

ein brokatenes Prunkzelt, das mit Perlen, Rubinen und Smaragden, Chrysolithen und noch anderen Edelsteinen verziert war; die Pfeiler des Zeltes waren aus frischem Aloeholz; die Säume der Zeltdecke waren mit grünen Smaragden besetzt; und auf den Zeltwänden waren lauter Bilder von allerlei Getier angebracht.

Woraus werden dann wohl die Heringe des Zeltes gewesen sein?

Nun gibt Abu Mohammed auch noch Zauberkunststückchen zum Besten. Er

bewegte seine Lippen und winkte den Zinnen des Palastes; da neigten sie sich ihm zu. Dann gab er einen zweiten Wink; da wurde sie wieder aufrecht, wie sie gewesen waren. Darauf machte er Zeichen mit den Augen; da erschienen vor ihm Käfige mit verschlossenen Türen, und nachdem er Worte über sie gesprochen hatte, gaben die Vogelstimmen Antwort. Über all das war er-Raschîd aufs höchste erstaunt, und er fragte: "Woher hast du all dies, wo du doch nur als Abu Mohammed der Faulpelz bekannt bist?"

299. Nacht

Philipp Demidov ist für mich der größte russische Rocksänger.  Ich lernte ihn 1990 in Moskau kennen, und lud ihn mit seiner Band "Orbita" nach Berlin ein, wo er mit Feeling B und unserer Humpta-Punkband "Bolschoi Rabatz" spielte. Kurz danach löste sich Orbita auf, aber ich verbrachte mit ihm und seinen Musikerfreunden noch einen August auf der Krim.
Gestern hatte ich seit Jahren wieder erstmals die alten Aufnahmen gehört und beschlossen, ihm endlich auf die einzige Mail zu antworten, die er mir vor einem knappen Jahr geschrieben hatte.
Heute früh per SMS die Nachricht, Philipp Demidov sei gestorben. Wie immer bei einer Todesnachricht hoffe ich abergläubisch, es sei ein Missverständnis.
Hier der Text seines Songs "Ublyudok", zumindest so, wie ich in verstanden habe.

Ublyudok

Ya malenkiy ublyudok, ya malenkiy playboy
no tut poyavlyayetsja dvornik s metloy.
On mne kritshit groshdanin prostoi
i byot menja svoyey golovoy.
A on menya udaril svoyeyu nogoy
A on menya udaril svoyeyu rukoy.

|:Zhalko shto ya evo w obshtshe ne ubil 😐

A ya ne bandit i daze ne khuligan.
A ya vlubilsya kak prostoi maltshugan.
No tut poyavilsya takoi to utyug.
A on yeyo uvyos otdykhat na yug.
A on yeyo vodil v dorogoi restoran.
A on soril dengami slovno Gosplan.

|:Zhalko shto ya evo w obshtshe ne ubil 😐

Yesli by byl balkon v moyey kvartire
to ya naverno tshasto sidel by na balkone.
Smotrel by v niz na golovy pokhoze
pytalsya godat kto tshemu sklomen.
Odin is nikh pokhozsh na voditelya tramvaya.
Drugiye na sotrudniki sekretnovo otdela.

|:Zhalko shto ya evo w obshtshe ne ubil 😐

*

Chalîd vermählt die beiden.

Ende

Die Geschichte von dem Edelmut des Barmekiden Dscha’far gegen den Bohnenverkäufer

Als Harûn er-Raschîd den Barmekiden Dscha’far ans Kreuz hatte schlagen lassen, 199 befahl er zugleich, dass jeder, der ihn beweine oder um ihn klage, gekreuzigt werden solle; deshalb ließ das Volk davon ab.

Ein Beduine jedoch, der jedes Jahr ein Loblied auf Dscha’far schrieb und von diesem dafür 1.000 Dinar erhielt, kam auch im Jahr dessen Todes nach Bagdad, wo er vom Tode Dscha’fars erfuhr. Er trug sein Loblied vor dem toten, am Kreuze hängenden Dscha’far vor und legte sich schlafen. Da erschien ihm Dscha’far im Traum, der ihm befiehlt nach Basra zu gehen und dort einen Kaufmann aufzusuchen und zu ihm zu sprechen:

"Dscha’far der Barmekide, lässt dir den Gruß entbieten und lässt dir sagen, du möchtest ihm tausend Dinare geben – beim Zeichen der Bohne!"

Dies tut der Beduine. Der Kaufmann lässt ihn drei Tage bei sich wohnen und gibt ihm zum Abschied 1.500 Dinare. Der Beduine fragt, wofür das sei. Und der Kaufmann berichtet.
Er war früher ein armer Bohnenhändler in Bagdad. Es regnete und ihn fror, als Dscha’far ihn von einem Söller erblickte.

Seine Vertrauten und Odalisken waren bei ihm.

Dscha’far befiehlt dem Kaufmann, alles zu verkaufen, was er bei sich habe. Und jede der Odalisken füllt ihm das Bohnenmaß mit Gold. Eine letzte Bohne bleibt übrig. Diese teilt Dscha’far und fragt eine Odaliske, ob sie die halbe Bohne nicht kaufen wolle. Und diese tut es um den doppelten Wert allen bisher gesammelten Goldes. So gelangte der Kaufmann zu Wohlstand."

"Wenn ich also von dem, was ich durch Dscha’fars Güte erhalten habe, in jedem Jahre tausend Dinare gebe, so habe ich dadurch nicht den geringsten Verlust. Du aber denke an den hohen Edelmut Dscha’fars und daran, dass ihm, wie im Leben, so auch im Tode Preis gebührt – Allah, der Erhabene, hab ihn selig."

Nach all den Lobhudeleien auf Harûn er-Raschîd ist dieser Widerspruch beachtlich

 

299 In Wirklichkeit ließ Harûn er-Raschîd Dscha’far enthaupten.

 

 

Die Geschichte von Mohammed dem Faulpelz

Zu Harûn er-Raschîd tritt ein junger gekrönter Eunuch ein, der zu ihm spricht:

"O Beherrscher der Gläubigen, die Herrin Zubaida…"

Da bemerkte Schehrezâd, dass der Morgen begann und sie hielt in der verstatteten Rede an. Ihre Schwester aber sprach: "Wie schön war deine Erzählung und wie entzückend, wie lieblich und berückend!" Doch Schehrezâd erwiderte: "Was ist all dies gegen das, was ich in der kommenden Nacht erzählen werde, wenn der König mich am Leben zu lassen geruht." Nun sprach der König bei sich selber: "Bei Allah, ich will sie nicht eher töten lassen, als bis ich ihre Geschichte zu Ende gehört habe."

Warum ausgerechnet hier die Schehrezâd-Episode wieder eingeführt wird, ist unklar. Vielleicht, weil wir kurz vor der Vollendung der 300 stehen? Oder um uns Dinazâd ins Gedächtnis zu rufen? Oder die Dummheit des Königs, der jetzt nun nur noch eine Geschichte hören will, bevor er sie tötet und so dem Kinde gleicht, dass jetzt aber wirklich nur noch eine Geschichte will, bevor es schlafen geht?

297. Nacht

Es genügt dem Kalifen nicht, dass der clevere Richter ihm soeben aus der Patsche geholfen hat:

"Ich möchte sogleich bei ihr ruhen; ich kann es nicht ertragen, mich ihrer zu enthalten, bis die gesetzliche Frist verstrichen ist."

Die gesetzliche Frist, die er-Raschîd erwähnt, besagt, dass, wer eine Sklavin kauft, eine Frist abwarten muss, bis klar wird, ob sie von ihrem früheren Eigentümer schwanger ist. Man beachte die beiläufige Demütigung des Wesirs Dscha’far, der sie ja gar nicht hergeben wollte.

Abu Jusûf rät, die Sklavin einem der Mamluken des Kalifen zur Frau zu geben; dieser solle sich sofort von ihr scheiden lassen, und dann könne der Kalif unverzüglich "zu ihr eingehen".
Gesagt, getan. Aber der Mamluk macht Schwierigkeiten: Er will sich nicht scheiden lassen, egal, wieviel Geld der Kalif ihm bietet.

Dieser Widerspruch gegenüber er-Raschîd, der ja bekanntlich sein Schwert nicht zögerlich bedient, ist bemerkenswert.

Der Mamluk holt sich obendrein Beistand beim Kadi:

"Steht die Ehescheidung in meiner Hand oder in deiner oder in der des Beherrschers der Gläubigen?" Als der Kadi antwortete: "In deiner Hand!", rief der Mamluk: "Bei Allah, ich tu es nie und nimmer!"

Aber Abu Jusûf weiß auch hier zu helfen:

"Gib diesen Mamluken der Sklavin zum Eigentum."

Der Kalif tut es.

Dann fuhr der Kadi fort: "Ich spreche die Scheidung aus über die beiden dort; denn er ist ihr Besitz geworden, und also ist die Ehe ungültig!

Der Kadi wird vom Kalifen für diese schönen Lösungen reich belohnt. Und zuhause schlaumeiert er gegenüber seinen Freunden:

"Es gibt keinen leichteren und kürzeren Weg zum Glauben und zu den Gütern dieser Welt als den Weg der Wissenschaft; denn diese große Menge Goldes habe ich allein für die Beantwortung von zwei oder drei Fragen erhalten."

Im Grunde führt der Kadi das Recht, indem er es dem Buchstaben nach anwendet, ad absurdum, und der Kalif scheint es zu wissen. Aber weiß es der Erzähler? Im kurzen Nachwort lobt er

das feine Benehmen des Wesirs gegen er-Raschîd, die Weisheit des Kalifen und die noch größere Weisheit des Kadis.

Gewitztheit führt zu Reichtum. Schläue hilft, sich die Mächtigen günstig zu halten. Macht bricht Recht.

***

Die Geschichte von Châlid ibn Abdallâh und dem Liebhaber, der sich als Dieb ausgab

Zu Châlid ibn Abdallâh el-Kasri, dem Emir von Basra, führte man einen Jüngling, dem man vorwarf, ein Dieb zu sein. Aber angesichts der Schönheit des jungen Mannes hat der Emir Zweifel an der Geschichte. Und so fragt er ihn, was ihn zu dieser Tat veranlasst habe.

"Mich trieben die Gier nach irdischem Gut und der Ratschluss Allahs, des Gepriesenen und Erhabenen."

Zu fromm, um wahr zu sein.

Châlid hakt nach, aber der junge Mann bleibt bei seiner Geschichte, und so wird bekannt gegeben, dass ihm am nächsten Tag die Hand abgehauen werden soll. Sich unbeobachtet wähnend, improvisiert er im Kerker folgende Verse:

Es drohte Châlid mir mit dem Verlust der Hand,
Mach ich mit dem Geheimnis von ihr ihn nicht bekannt.
Doch ich sprach: Das sei ferne, dass ich die Lieb verrat,
Die tief im Herze mein für sie verschlossen hat.
Ja, der Verlust der Hand für das, was ich gestehe,
Ist leichter mir, als dass ich sie in Schande sehe.

Die Wächter hören dies, führen in zu Châlid und dieser rät ihm, vorm Kadi zu leugnen, denn der Prophet habe gesagt:

"In zweifelhaften Fällen vermeidet die Strafen." Darauf ließ er ihn in das Gefängnis zurückbringen.

296. Nacht

9.8.2001: Schöner Verführungstrick. Ö. schreibt scheinbar eine Mail an mehrere Freunde, in der sie sie fragt, ob nicht jemand mit ihr für zwei Wochen nach Griechenland fliegen will. In Wirklichkeit geht die Mail nur an mich.
9.8.2002: Entscheide mich, doch nicht in die USA zum Schriftstellertreff zu fliegen.
9.8.2003: Wladimir letztmalig beim Kantinenlesen
9.8.2005: Erkältet. Werde vorm King Kong Club gewarnt
9.8.2007: Der Designer schickt mit dem Entwurf auch noch eine ankumpelnde Laber-Mail mit dem augenzwinkernden Hinweis, er und sein Kollege hätten während der Arbeit in den letzten Stunden nur gekifft. Da hat er ja gleich einen Stein bei mir im Brett. Was hier beginnt und in den nächsten Tagen eskaliert, ist eines jener Kommunikationsereignisse, bei dem die Teilnehmer sich mit jedem Kommunikationsakt in einen Strudel nach unten ziehen (nach unten eskalieren? Ja, ich glaube, das kann man sagen.). Er nervt mich mit seiner frotzelnden und witzelnden Art (die ich im übrigen überhaupt nicht witzig finde) dermaßen, bis ich ihm am Telefon sage, dass ich nicht von ihm verulkt werden will. Er entschuldigt sich, macht einen Rückzieher, nicht ohne noch mal zu witzeln. Vermutlich war schon der Hinweis aufs Kiffen ein Versuch, soziale Nähe herzustellen. Ich bin am Ende nur genervt über jede Minute, die ich mit ihm am Telefon verbringen muss und versuche, ergebnisorientiert zu kommunizieren. Er hält das offenbar für gefühlskalt und außerdem für unangemessen; denn schließlich erweist er uns ja nur einen Gefallen, einen Freundschaftsdienst, und keine bezahlte Dienstleistung. Für mich wäre es Freundschaftsdienst genug, wenn die Telefonate nur halb so lang dauern würden.
9.8.2009: Kein Vorwort und keine Danksagungen im neuen Chaussee-Buch, wird entschieden; normale Bücher hätten das auch nicht.
7.8.2010: Schlauchbootfahrt zu viert über den Schermützelsee im warmen Regen. Die Schirme schützen uns gut, aber die vorbeifahrenden Dampferbootgäste scheinen uns für verrück oder für Pechvögel zu halten. Die letzten 500 Meter zur Fischerkehle schwimme ich. Der Wirt scheint schon sauer, weil wir am falschen Steg anlegen.
"Wat wird’n dit?"
"Tut uns leid. Ist das der falsche Steg? Wir haben erst jetzt das Schild gesehen."
"Und jetze?"
"Wir würden bei Ihnen einkehren."
"Aber bei mir nur angezogen. Wir sind ein Speiserestaurant"
"Ich weiß, drei von uns haben die Schuhe auf der anderen Seite des Sees gelassen. Wir bleiben einfach auf der Cafeteria."
"Na, Sie werden ja nicht den ganzen Weg von Berlin so jekommen sein!"
"Nein, wir haben, wie gesagt, die Schuhe auf der anderen Seite des Sees gelassen."
"Na, Sie werden ja nicht den ganzen Weg von Berlin so jekommen sein!

*

Alî der Perser fährt fort, aufzuzählen, was sich im umstritten Sack befände:

"ein Panzer und Schwerter und Kammern, mit Waffen angefüllt, […] ferner Schafe in ihren Ställen, und tausend Hunde, die laut bellen; […] Bildwerke und Malerein, Flaschen und Becher im Verein […] liebe Freunde und traute Gesellen, Strafgefangene und Genossen, die sich zum Umtrunk einstellen; eine Mandoline, Flöten, Fahnen und Standarten, Knaben und Mädchen und Bräute, die auf ihre Entschleierung warten, Tigris und Euphrat, ein Fischernetz und Feuerstahl, Iram die Säulenstadt, Lustknaben und Kuppler, tausend an der Zahl […], Holz und ein Nagel dabei, […] alle Reiche von Indien bis zum Sudan […]und tausend scharfe Messer, um den Bart des Kadi abzuschneiden, sollte er meinen Groll nicht fürchten und nicht entscheiden, dass der Sack mir gehört."

Bemerkenswert:
1. Die Beleidigung des Kadis, die einen Spruch zu Gunsten Alîs ziemlich unwahrscheinlich machen.
2. Das Nebenher der Aufzählung aller Reiche, von denen alles andere ja dann ohnehin eine Teilmenge ist.
3. Die Mandoline, die Strafgefangenen, die Kuppler.

Der Kadi lässt den Sack öffnen, darin befinden sich Brot, Zitronen, Käse und Oliven.

Dann warf ich den Sack dem Kurden vor die Füße und ging meiner Wege.

***

Die Geschichte von Harûn er-Raschîd, der Sklavin und dem Kadi Abu Jûsuf

Dscha’far und Harûn er-Raschîd beim Zechen. Der Kalif:

"Dscha’far, mir ist berichtet worden, dass du die Sklavin Soundso gekauft hast. […] Verkauf sie mir."

Der Name der Sklavin wird auch im Weiteren keine Rolle spielen, obwohl es die ganze Zeit nur um sie allein geht.

"Ich will dreimal von meinem Weibe geschieden sein, wenn ich sie dir verkaufe oder schenke."

Auch der Kalif schwört diesen Eid im Suff.

Im Islam wäre die Scheidung nun rechtskräftig.

Zu Sinnen gekommen, rufen sie den Kadi Abu Jûsuf herbei, der ihnen aus der Patsche helfen soll.
Dessen erster Rat:

"Dscha’far verkauf dem Beherrscher der Gläubigen ihre eine Hälfte und schenk ihm die andere Hälfte, dann seid ihr beide eures Eides ledig!"

 

295. Nacht

Die ZEIT berichtet, pubertierende Jungen seien inzwischen das schwache Geschlecht. Da sie von Frauen unterrichtet werden, verstünden sie die Codes nicht mehr. Es gebe aber eine Reihe alternativer Ansätze, z.B. dass man die Jungen Verantwortung erfahren lasse: In der Potsdamer Montessori-Schule lässt man Jungen selbständig Ställe bauen. So werde ihr Aktionismus in konstruktive Richtungen geleitet und es gebe keinen Grund mehr zu rebellieren. Wenn ich gegen etwas in dem Alter rebelliert habe, dann waren es Aktionen wie Ställebauen. Gebt mir ein Buch, einen lockeren Sport, ein kleines mathematisches Problem, ein Musikinstrument, aber schickt mich bitte nicht zum Zeichnen, Basteln oder Bauen.

6.8.2001: Diskutieren bei der Chaussee der Enthusiasten über ein neues Mikrofon. Volker empfiehlt SM58.
6.8.2002: Einladung von Z., nach Würzburg mit dem Auto zu fahren.
6.8.2003: Fotosession fürs Dunkeltheater organisieren
6.8.2004:
6.8.2005: Diskutiere mit Tube letzte Fragen für den Surfpoeten-Wahlomat anlässlich der Bundestagswahl
6.8.2006: Ziehe erstmals in Erwägung, einen Yoga-Kurs zu belegen. Es wird dann eine der besten Körper-Seele-Geist-Entscheidungen, die ich in den letzten Jahren getroffen habe.
6.8.2007: Absurder Marketingplan einer Kulturmanagerin fürs Dunkeltheater
6.8.2008: Bekomme wieder einmal Texte zur Beurteilung zugeschickt. Wie immer sträube ich mich, sie zu lesen, vor allem wenn sie von einer Ex stammen.
6.8.2009: Welche Danksagungen sollen ins neue Chaussee-Buch?
6.8.2010: Paul als Gaststar bei Foxy Freestyle. Erstaunlich gut.

*

Alî. der Perser, fragt den Kalifen, ob dieser eine Geschichte hören wolle, die Alî gehört, gesehen oder selber erlebt habe. Harûn er-Raschîd entscheidet sich für letzteres. Und so berichtet Alî, er sei einmal in einer Stadt gewesen, um zu verkaufen. Und ein Bursche trug seinen Reisesack, als ein Kerl über ihn herfiel,

ein frecher Kurde,

und behauptete, der Sack gehöre ihm. Der Streit eskaliert, und man bringt die beiden zum Kadi, der dem Kurden befiehlt, den Inhalt des Sackes zu beschreiben. Dieser beginnt eine lange Aufzählung, u.a.:

"In diesem meinem Sacke sind silberne Schminkstifte zwei, und Augenschminke ist auch dabei, […] zwei goldene Becher und einen Leuchter […], der Zelte zwei, […] ein Kissen und lederner Decken zwei […], eine Sacknadel und der Vorratsbeutel zwei, eine Katze und der Hündinnen zwei, […]eine Jacke und der Pelzmäntel zwei, eine Kuh und der Kälber zwei, […] eine Säulenhalle und der Wohnzimmer zwei, eine Küche mit der Türen zwei, und eine Kurdenschar, die mir bezeugen kann, dass dieser Sack mir gehört."

Alî antwortet darauf, im Sack befänden sich:

"ein zerfallenes Häuslein und ein anderes ohne Türlein […], eine Schule für die Kindlein, auch Jünglinge, die sich am Würfelspiel erquicken, ferner Zelte samt den Stricken, die Städte Basra und Baghdad und das Schloss von Schaddâd ibn Âd, […] Knaben und Mägedelein und – tausend Lumpe obendrein, die bezeugen, dass der Sack mir gehört."

Der Kurde setzt noch einen drauf:

"Burgen und Schlösser, Kraniche und Leuen sowie Männer, die sich am Schach und am Brettchenspiel erfreuen, […] eine Dirne und schlauer Kuppler zwei, einen Kinäden und der Lustknaben zwei, einen Presbyter und der Diakonen zwei, […] einen Kadi und zwei Zeugen dabei, die bezeugen, dass der Sack mir gehört."

Kinäden??

294. Nacht

Der junge Mann Mohammed wird von Dscha’far zum Kalifen geführt. Er kniet nieder und spricht die Verse

Dein Tor sei alle Zeit ein heil’ger Wallfahrtsort,
Und seine Erde schmücke die Stirnen immerfort;
Dann wird der Ruf erschallen in einem jeden Land:
Dies ist die Stätte, du bist Abraham genannt. 294

Der Kalif fordert Mohammed auf, seine Geschichte zu erzählen.

Uns wird die Wiederholung erspart.

Nun lässt der Kalif Dunja, die Schwester des Dscha’far herbeibringen, welche um Verzeihung bittet.

Nun lächelte der Kalif Harûn er Raschîd, ließ den Kadi und die Zeugen kommen und erneuerte die Urkunde der Ehe zwischen ihr und ihrem Gemahl Mohammed Alî, dem Sohne des Juweliers; das geschah ihnen beiden zur Freude, den Neidern aber zu bitterem Leide.

Na, Mohammed wird sich für die Erneuerung des Bundes mit einer solchen Furie schön bedankt haben.

294 Abraham soll nach islamischer Überlieferung die Kaaba gebaut haben.

 

 

 

***

Die Geschichte von Alî dem Perser

Wieder einmal kann Harûn er-Raschîd nachts keine Ruhe finden, und Dscha’far lässt den Geschichtenkenner Alî, den Perser, kommen.

 

293. Nacht

Nachbarschaftshilfe

Ich habe ein ungebrochenes Selbstbild als Nachbar meiner Nachbarn. Ich bin freundlich und grüße selbst die Unfreundlichen, halte Müttern und Alten die Tür auf, musiziere nur in Zimmerlautstärke und nur zu den angemessen Zeiten. Und es gab sogar eine Zeit, in der ich für meine Nachbarn gern Päckchen annahm, wenn diese gerade nicht zuhause waren. Doch irgendwann nahm es überhand – Päckchen, Pakete, sperrige Gegenstände und Frachtgut, für dessen Transport man auch einen Container zumindest in Erwägung hätte ziehen können, stapelten sich in meinem Korridor. Wenn man eine Wohnung bezieht und die Einrichtung plant, ist es von alters her Sitte, Schnipsel der Möbel auf Millimeterpapier hin und herzurücken, um effizienter Raumaufteilung, frischer Atmosphäre und gutem Geschmack zu huldigen. Aber nie bedenkt man bei so etwas, dass Nachbarschaftspakete dieses sensible Arrangement zerstören könnten. Ich nehme an, es lag an der Urlaubssaison. Die Nachbarn waren zu fein, ihr Frachtgut abzuholen. Ich klingelte tags und nachts. Stapeln genügte nicht mehr, ich musste Kartons ins Schlafzimmer verfrachten. Nach zwei Wochen begann es zu stinken. Aber welche Kiste mochte es sein? Da ich mich auf dem Boden des Grundgesetzes bewege, welche das Postgeheimnis heiligt, so wie die Christen den Namen ihres Vaters, der da ist im Himmel, durfte ich nicht prüfen. Nachdem schließlich alle Nachbarn aus dem Urlaub zurückgekehrt waren und ihr Ladungen in Empfang genommen hatten, und ich festgestellt hatte, dass der Geruch von einer toten Maus rührte, die wir mit einem der schwereren Pakete unabsichtlich erschlagen hatten, beschloss ich, dass ab sofort jemand anders als Paketannahmestelle unseres Hauses fungieren sollte. Ich würde einfach nicht mehr die Tür öffnen, wenn es zwischen 10 und 12 klingelte.
Ab sofort musste ich meine Körperreflexe neu justieren. Nicht mehr aufspringen, sobald es klingelt, sondern einfach entspannen und das das Klingeln yogimäßig wegatmen. Doch auch diese Methode hatte ihre Nachteile, schließlich erreichten mich nicht nur die Nachbarpakete nicht mehr, sondern auch die eigenen. "Wir haben Sie am Freitag um 12 Uhr nicht angetroffen. Holen Sie sich Ihre Sendung ab morgen in der Filiale ab." 5 Minuten zur Filiale latschen, 10 Minuten warten und 10 Minuten die unhandliche Lieferung von 500 Postern zurückschleppen. In der Postschlange traf ich drei Nachbarn, die mich böse anstarrten – es schien sich herumgesprochen zu haben, dass ich den Job als Subfilialleiter der Treptower Post hingeworfen hatte. Und ich verstand – ich hatte die Pakete für die Nachbarn angenommen, obwohl sie zuhause waren. Niemand wollte den Annahme-Deppen spielen. Andererseits war das Anstehen bei der Post noch belastender. Dann lieber einen Tag lang Pakete bei sich herumstehen haben, aber nur wenn es sich nicht vermeiden ließe.
10.50 Uhr. Es klingelt an der Tür. Der Postbote. Aber ist er es auch wirklich. Um die Haustür zu sehen, muss ich auf den Balkon. Auf dem Nachbarbalkon steht mein Nachbar und beobachtet die Haustür. Unter mir beobachtet ein Pärchen die Haustür. Ich wage es nicht, nach oben zu schauen, aber ich weiß, dass alle die Haustür beobachten. Und ja – es ist der Postbote. Und ja, er hat einen Haufen Pakete dabei. Wer wird als Erster schwach?
Der alte Herr Fleischhauer aus dem Parterre erbarmt sich und öffnet. 10 Minuten später trifft sich die Mietergemeinschaft zur Paketabholung an seiner Tür. Es geht uns gut.

*

Die Sklavinnen können die Herrin Dunja davon überzeugen, dass Auspeitschen eine dem Vergehen des Unerlaubtwegbleibens angemessenere Strafe ist als Köpfen.
Mohammed lässt sich anschließend von einem Wundarzt behandeln, geht ins Bad und verkauft seinen Besitz, für den er vierhundert Mamluken erwirbt, sich ein Boot bauen lässt und den Kalifen spielt.

"So habe ich nun schon ein ganzes Jahr getan, aber von ihr habe ich noch nie wieder eine Kunde vernommen, noch bin ich ihr auf die Spur gekommen."

Das wirkt nun, mit Verlaub, ein wenig abstrus. Mohammed weiß doch, wo seine Gattin wohnt. Er könnte sie leicht mit einen vierhundert Mamluken aufsuchen und zur Rede stellen. Und welchen Sinn hat das Verkleiden als Kalif?

Harûn er-Raschîd aber ist von der Story gerührt:

"Preis sei Allah, der für jedes Ding eine Ursache geschaffen hat."

Deutet eine solche Aussage auf die Angst, für irgendetwas keine Ursache zu kennen? Erfüllen die deistischen Religionen auch dieses Bedürfnis: Ursachen benennen zu können, für das, was sonst nicht deutbar bleibt? Liegen dann nicht der Astrologie und ähnlichem Aberglaube ähnliche Motive zugrunde, wie Islam und Christentum? Haben sie die gleiche (Knick-knack) "Ursache"?

Harûn und seine beiden Begleiter Dscha’far und Masrûr, immer noch in Kaufmannsverkleidung, bitten um Erlaubnis, gehen zu dürfen. Wieder im Palast, kleiden sie sich um, und der Kalif befiehlt dem Wesir:

"Lass den jungen Mann zu mir kommen."

292. Nacht

Peinliche Bundespräsidentschaftskandidaten

1954: Karl Dönitz
1964: Heinrich Lübke
1979: Karl Carstens
1994: Johannes Rau (heult nach der verlorenen Wahl)

 

Und noch während er sie entjungfert, improvisiert Mohammed ibn Alî die Verse:

Mein Arm umschloss ihren Hals wie der Ring die Ringeltaube;
Und meine Hand erhob den Schleier vor ihrem Gesicht.
Dies war das höchste Glück; und wir umarmten einander
Ohn Unterlass und sehnten uns nach dem Ende nicht.

Ist das etwas, das man mal ausprobieren sollte – Beim Sex Gedichte erfinden?

Dann blieb ich einen ganzen Monat bei ihr, während dessen ich Laden und Sippe und Heim ganz im Stiche ließ.

Eines Tages zieht sich Dunja ins Badehaus zurück und befiehlt ihrem neuen Gatten, auf sie zu warten. Doch kaum ist sie auf der Straße, da kommt eine Alte herein:

"Mein Herr Mohammed, die Herrin Zubaida lässt dich rufen; denn sie hat von deiner Bildung, deinem feinen Wesen und deiner Sangeskunst gehört."

Zur Erinnerung: Zubaida ist die Erstfrau des Kalifen Harûn er-Raschîd, den diese Wendung – er hört sich ja diese Geschichte gerade an – zumindest erstaunen dürfte. Woher, so fragen wir uns allerdings, hat Zubaida von Alî ibn Mohammed erfahren? Etwa über Teilnehmerinnen am Hochzeitsgelage?

Mohammed eilt nun zu Zubaida, um ihr vorzusingen. Und anschließend hurtig zurück zu seiner Gattin Dunja. Leider ist sie schon zurückgekommen und schläft auf ihrem Lager. Er weckt sie mittels Fußreflexzonenmassage. Sie aber versetzt ihm im Aufwachen einen Tritt:

"Du hast dein Versprechen nicht gehalten und bist zu der Herrin Zubaida gegangen. Bei Allah, fürchtete ich nicht das Gerede, so risse ich ihr Schloss über ihrem Haupte nieder! (…) Sawâb, auf, schlag diesem treulosen Verräter den Kopf ab."

Sollen wir diese Reaktion auf unverschuldete Unpünktlichkeit als überzogen werten?

291. Nacht

Auch Alî ist der körperlichen Liebe nicht abgeneigt.

Doch sie sprach zu mir: "Mein Gebieter, willst du mir in unerlaubter Weise nahen? Bei Allah, der soll nicht leben, der eine solche Sünde begeht!"

Aber ihn an die Brust ziehen ist erlaubt?

Doch sie hat noch eine Überraschung parat:

"Ich bin die Herrin Dunja, die Tochter des Barmekiden Dscha’far, der Wesir des Kalifen."

Ob Dscha’far auf diese Nachricht gefasst reagiert, erfahren wir leider nicht. Doch wir können davon ausgehen, dass das Zusammenleben mit einem impulsiven Kalifen wie Harûn er-Raschîd ihn doch trainiert hat, die Gefühle zu kontrollieren.

Ruckzuck werden Kadi und Zeugen gerufen. Und der Ehevertrag ist geschlossen.

Es folgt das bekannte Ritual: Wein, Weib, Gesang.

Stellvertretend das Lied der Sklavin, das mir doch recht originell und gelungen erscheint.

Es kam: ein Reh, ein Zweig, der Mond erschien dem Auge.
Verwünscht, ein Herz, das nicht bei Nacht an ihn nur denkt,
Den Schönen! Durch sein Antlitz wollt‘ Gott die Qualen heilen;
Da ward das arme Herz von neuer Qual getränkt.
Ich täusche meine Tadler, wenn sie von ihm erzählen.
Ich stelle mich, als ob ich von ihm nicht hören will.
Ich lausche auf, wenn sie von einem andren sprechen;
Und dennoch – ich vergehe, gedenk ich seiner still!
Er ist ein Prophet der Anmut; an ihm ist alles Wunder
Der Schönheit; doch das größte Kleinod ist sein Gesicht.
Das Mal auf seiner Wange ruft wie Bilâl zum Beten;
Vom Glanze seiner Stirn schaut es das Frührotlicht.
Die Tadler wollen töricht, dass ich vergessen soll.
Ich will kein Ketzer werden, seit ich des Glaubens voll.

Es folgen ein Lied der Dunja und eines von Alî. Schließlich werden die Sklavinnen entlassen und man bettet sich zur Ruhe.

"Sie begann, ihre Gewänder abzulegen, und ich durfte mit ihr der Heimlichkeit der Liebenden pflegen. Da fand ich die Maid an Ehren reich, einer undurchbohrten Perle und einem ungebrochenen Füllen gleich. Und ich hatte meine Freude an ihr, ja, nie in meinem Leben habe ich eine schönere Nacht verbracht."

290. Nacht

Zur Abwechslung mal ein bisschen Kabarett:

Top Ten der Betätigungsfelder für Roland Koch nach seinem Abtritt als Ministerpräsident von Hessen und Vizevorsitzender der CDU
10. Vize-Zensor des Zweiten Chinesischen Fernsehens
9. Beauftragter für brutalstmögliche Aufklärung im Team von Lance Armstrong
8. Vize-Chef der Antikorruptionsbehörde in Turkmenistan
7. Mediator zwischen Hells’ Angels und Bandidos
6. Beim Oderhochwasser werden gerade Bulldozer benötigt
5. Vize-Trainer der Klitschkobrüder, um ihnen zu brutalstmöglicher Schlagkraft zu verhelfen
4. Vize-Chef der Einwanderungsbehörde von Birma
3. Vize-Chef von Google Street View
2. Datenschutzbeauftragter bei Facebook
1. Schleimabsonderer für BP (Oder war das Schlamm, was die brauchten?)

*

Als sich beim vierten Kleiderzerreißen des falschen Kalifen der Vorhang wieder über ihn senken soll, um das intime Umkleiden zu verbergen, versagen die Schnüre

und da Harûn er-Raschîd gerade einen Blick dorthin warf, sah er auf dem Leibe des jungen Mannes Spuren von Geißelhieben.

Er wendet sich an Dscha’far und meint:

"Bei Allah, er ist ein Jüngling schön und zart, aber doch ein Räuber von gemeiner Art."

Wieder bemerkt der falsche Kalif das Tuscheln der beiden und hakt nach, und Dscha’far gelingt es, die Kurve zu kriegen, indem er meint, man bewundere ihn, da er in solchem Überfluss Gewänder zerreiße. Der falsche Kalif entgegnet, die kaputten Gewänder schenke er seinen Tischgenossen, und sie seien immer noch fünfhundert Dinare wert.
Harûn er-Raschîd drängt aber Dscha’far, sich nach den Narben zu erkundigen. Dieser meint, man solle einen geeigneten Zeitpunkt abwarten. Harûn darauf:

"Fragst du ihn nicht, so lösche ich dein Lebenslicht."

Der falsche Kalif seufzt und beginnt, ein Gedicht zu improvisieren, in dem es unter anderem heißt:

Doch mir sagt des Herzens Stimme, unter euch ist der Imâm,
Der Kalif, den wir verehren, der aus edlem Hause kam.
Und der zweite unter euch dort, Dscha’far ist der Man genannt;
Er ist sein Wesir und ist als Herr und Herrensohn bekannt.
Ein dritter ist Masrûr, er, der das Schwert der Rache führt, (…)

Als sie solche Worte aus seinem Mund hörten, schwor Dscha’far einen zweideutigen Eid, dass sie nicht die genannten seien.

Und nun beginnt der junge Mann seine Geschichte.

"Ich heiße Alî, der Sohn des Goldschmieds Âlî."

Sein Vater hinterließ ihm ein großes Vermögen. Und als er eines Tages vor seinem Laden sitzt, kommt, wir ahnen es bereits,

eine junge Dame auf einer Mauleselin dahergeritten, begleitet von drei mondengleichen Mädchen.

Dies ist nun eigentlich schon als eigenes Motiv der 1001 Erzählungen zu erkennen. Aber wie sollen wir es deuten? Als eine männliche Sehnsucht, sozusagen "unschuldig" in eine wilde Romanze zu stolpern. Die Konventionen des Frauen-Kennenlernens sind strikt. Als Alternative bleiben sonst die Prostituierten. Mit diesem Motiv kommt der Mann als der Verführte aus der Geschichte.
– Händler wartet vor dem Basar.
– Dame erscheint und kauft für viel Geld ein.
– Sie bittet ihn, ihr die Ware nach Hause zu tragen, ein Zuhause, das sich in der Regel als enormer Palast entpuppt.
– Dort wird gegessen, Wein getrunken, gesungen, sich umarmt.
– Es folgen entweder Turbulenzen, Prüfungen oder (selten) ein Happy End.

Diese Dame nun wünscht ein teures Halsband zum Preis von hunderttausend Dinaren:

"Lieber Herr, begleite mich, damit du den preis in Empfang nehmen kannst! Denn dieser Tag mit dir ist für uns weiß wie Milch."

Von der Vorhalle lädt sie ihn in den Saal, wo sie auf einem Thorn sitzt, das Geschmeide bereits angelegt:

"Oh Juwelier, wisse, ich liebe dich, und ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich dich wirklich zu mir gebracht habe!" Darauf neigte sie sich zu mir und ich küsste sie; und sie küsste mich und zog mich an sich und riss mich an ihre Brust."

289. Nacht

Über eine Woche krank. Eine gute Gelegenheit, einen neuen Hausarzt auszutesten. Die beiden anderen, die sich gleich nebenan eine Praxis teilten, wirkten mir etwas inkompetent, und das Wartezimmer roch nach DDR und Angina.
Beim Neuen ist das Wartezimmer leer. Nach 30 Sekunden werde ich hineingebeten. Noch bevor ich sagen kann, was ich auf dem Herzen habe, ja, noch bevor ich überhaupt sitze, fragt er mich, ob ich überhaupt gegen Tetanus geimpft bin, holt aus zu einem Vortrag und starrt dabei fast durchweg auf seinen Computer. Kur abhören, krankschreiben, nach Hause schicken.
Und ich begehre auf. Das erste Mal beim Arzt. Warum wollen die nicht kommunizieren? Ist es ihnen egal, dass sie den Eindruck vermitteln, es ginge ihnen gar nicht um den Patienten. Ich werde meine Hausarztsuche auf Kreuzberg erweitern.

*

Harûn er-Raschîd antwortet dem falschen Kalifen, er habe geflüstert, weil er die Musik zum Wein vermisse. Man lässt eine Sklavin und eine indische Laute holen. 24 Weisen stimmt die Musikerin an und singt dann, bei der Wiederholung der ersten Melodie:

Der Liebe Zunge spricht zu meinem Innern;
Sie bringt von mir die Kunde, dass ich dich so lieb hab.
Mein Zeuge ist die Glut in dem gequälten Herzen,
Mein wundes Aug, das mir der Strom der Tränen gab.
Ich wusste nichts von Liebe, eh ich dich lieb gewann;
Doch Gottes Ratschluss tritt an alle Welt heran.

Als der falsche Kalif dies Lied aus dem Munde der Sängerin vernahm, schrie er laut auf und zerriss das Gewand, das er trug bis zum Saume hinab; da wurde der Vorhang über ihn herabgelassen, und man brachte ihm ein neues Kleid.

Hatten die ständig einen Vorhang dabei, weil der Chef sich andauernd die Klamotten zerstört? Oder war diente der Vorhang auch für die Chef-Abschirmung zu anderen Angelegenheiten, die eher im Verborgenen stattfinden?

Eine zweite Musikerin singt ein Lied, und das Schauspiel wiederholt sich.
Und noch mal.
Und noch mal.

 

288. Nacht

Ich hatte immer den Eindruck, dass sich Luhmann, sobald er auf das Wirtschaftssystem zu sprechen kam, doch zu sehr von seinen persönlichen politischen Präferenzen leiten ließ: Mit der Diagnose, die Politik könne das Wirtschaftssystem nicht steuern, schüttete er das Kind mit dem Bade aus. Die Politik hat letztlich, so Luhmann, so gut wie gar keinen Einfluss auf das Wirtschaftssystem. Der Kern dieser soziologischen Beobachtung: Das politische System kann die Wirtschaft nicht anweisen, besser zu wirtschaften. Die überbordende Bürokratisierung und Verplanung der Wirtschaft im real existierenden Sozialismus ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Allesplanung die Wirtschaft letztlich lähmte.
Und doch werden im politischen System verbindliche Entscheidungen getroffen, wie gewirtschaftet wird. Das beginnt natürlich mit der Vertragsfreiheit und deren Kehrseite – der Haftung. Das Wirtschaftssystem ist außerdem nicht in der Lage, sein eigenes Kommunikationsmedium – nämlich das Geld – bereitzustellen. Das muss die Politik tun, und zwar mit gehörigem Augenmaß, sprich genauer Beobachtung der wirtschaftlichen Kommunikation, also der Zahlungen in Industrie, Geldmärkten, Arbeitsmarkt usw.
Aber kann das Funktionssystem Wirtschaft derzeit überhaupt angemessen seine Funktion erfüllen? Und kann es das in Zukunft? Wirtschaften beginnt, wenn der Weizen nicht heute aufgefressen wird, sondern man anfängt zu kalkulieren: Der Weizen wird heute schon an den verkauft, der ihn nächstes Jahr braucht. Die Funktion des Systems besteht darin, trotz allgegenwärtiger Knappheit Versorgung sicherzustellen. Dafür eignet sich Geld, wie wir es heute kennen, eigentlich ziemlich gut, denn es hat seinen Eigenwert verloren, d.h. es nutzt nichts, es zu horten, wie man es mit den Golddukaten noch tat. Nicht Haben/Nichthaben ist die Leitcodierung, sondern Zahlen/Nichtzahlen.
Und was die kurz- und mittelfristige Versorgung betrifft, macht der Kapitalismus seine Sache zumindest dort einigermaßen gut, wo auch die politischen und rechtlichen Systeme einigermaßen stabil sind. Was aber die langfristigen Knappheiten betrifft, so muss man sagen, erscheinen sie schlicht nicht auf den Monitoren des Wirtschaftssystems oder nur undeutlich als Rauschen. Die Zukunft ist insgesamt zu unsicher, als dass sich lohnen würde, über Investitionen zu spekulieren, die sich vielleicht in fünfzig Jahren auszahlen. Oder anders gesagt: Warum sollte ich nicht in ein Kohlekraftwerk investieren, wenn es in den kommenden Jahren Rendite abwirft? Warum sollte ich in energiesparende Autos investieren, wenn das a) die Konkurrenten nicht tun und b) sich Dreckschleudern schneller verkaufen lassen?
Es gilt als umstritten, wie lange die Erdölvorräte noch reichen – 30, 50 oder 150 Jahre. Aber es ist klar, dass sie in einem absehbaren Zeitraum äußerst knapp werden. Das spiegelt sich aber ebensowenig in den heutigen Preisen wieder wie die Begrenztheit berechenbaren Klimas. Für diese Art von Knappheiten ist das Wirtschaftssystem nicht ausgerüstet. Und hier stimme ich wieder mit Luhmann überein: Da nützen auch keine wohlmeinenden Appelle. In 100 Jahren etwas zu verdienen, lohnt sich einfach nicht. Die Aufgabe der Politik bestünde nun darin, die Sensoren für diese Knappheiten neu zu justieren. Oder anders gesprochen: Die Systeme Wissenschaft, Politik, Recht und Wirtschaft brauchen neue Kopplungen. Das politische System muss die wissenschaftliche Erkenntnis, dass wir einigen enormen globalen Gefährdungen gegenüberstehen, für die Wirtschaft übersetzen. Harte Steuerpolitik, wo dem Ökologischen System die Puste ausgeht. Wirtschaftliche Anreize, wo es sich bisher noch nicht lohnt (denn die Pioniere scheitern fast immer).

*

Tatsächlich rudert das Boot mit Harûn er-Raschîd, Dscha’far und el-Masrûr an der Seite des Boots mit dem falschen Kalifen. Man geht auf der anderen Seite des Ufers an Land und die drei versuchen, sich unter den Mamluken hindurchzuschmuggeln, werden aber von den Leuchtenträgern gefasst und vor den falschen Kalifen geführt, vor dem sie sich damit rechtfertigen, sie seien Fremde.

"Euch soll kein Leid widerfahren, da ihr fremdes Volk seid. Wäret ihr von Bagdad, so würde ich euch die Köpfe abschlagen lassen!" Dann wandte er sich an seinen Wesir mit den Worten: "Nimm sie da mit dir; sie sind heute nacht unsere Gäste!"

Seltsam, dass er die drei nicht erkennt, hat er sich doch seinen falschen Wesir und seinen falschen Schwertträger nach den Äußerlichkeiten der Originale ausgesucht.

Man kommt an ein Schloss,

einem Bau auf festem Fundament, wie ihn kein Sultan sein eigen nennt.

Nicht einmal der Kalif?

Die drei werden zum Gelage eingeladen.

Nachdem die Schüsseln abgetragen und die Hände gewaschen waren, wurde das Weingerät gebracht.

Weinkaraffen oder -kannen?

Aber Harûn er-Raschîd weigert sich zu trinken, mit der Begründung, lange nicht getrunken zu haben. Man bietet ihm stattdessen Apfelwein an.

So blieben sie beieinander in Fröhlichkeit und widmeten sich den Bechern der Seligkeit, bis der Wein ihnen zu Kopfe stieg und ihrer Sinne Herr ward.

 

287. Nacht

Zumindest kann man dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten nicht vorwerfen, er sei so eitel, sich in den für ambitionierte Politiker doch so wichtigen Geschichtsbüchern einen Namen machen zu wollen. Röttgens Erwägungen – ob aus wahltaktischen Motiven oder aus ethischen Überlegungen heraus -, für eine deutliche Laufzeitverlängerung der AKW den Bundesrat einzubeziehen, hält Mappus für Eskapaden.

*

Deutsche Großstädte, in denen ich noch nicht war (nach Größe geordnet): Deutsche Großstädte, in denen ich schon war (nach Größe geordnet):

Düsseldorf
Essen
Bremen
Duisburg
Bochum
Wuppertal
Bielefeld (?)
Augsburg
Gelsenkirchen
Mönchengladbach
Braunschweig
Kiel
Krefeld
Oberhausen
Lübeck
Kassel
Hagen
Hamm
Saarbrücken
Mülheim
Ludwigshafen
Herne
Solingen
Leverkusen
Oldenburg
Neuss
Paderborn
Ingolstadt
Recklinghausen (??)
Pforzheim
Offenbach
Bottrop
Bremerhaven
Fürth
Remscheid
Reutlingen
Moers
Koblenz
Bergisch Gladbach
Trier
Salzgitter
Hildesheim (??)

Berlin
Hamburg
München
Köln
Frankfurt am Main
Stuttgart
Dortmund
Hannover
Leipzig
Dresden
Nürnberg
Bonn
Mannheim
Karlsruhe
Wiesbaden
Münster
Aachen
Chemnitz
Halle an der Saale
Magdeburg
Erfurt
Rostock
Mainz
Osnabrück
Potsdam
Heidelberg
Darmstadt
Regensburg
Würzburg
Heilbronn
Ulm
Göttingen
Wolfsburg
Erlangen
Siegen
Jena
Cottbus
Gera

"Was?? Du warst noch nicht in Lübeck?"

Ich klicke mich durch Wikipedia, das unter den Großstädten auch die ehemaligen auflistet, so auch Prag, dass nach der Okkupation de facto zum Deutschen Reich gehörte.
Die Reihenfolge der Annexionen – Sudetenland und dann Böhmen/Mähren – war mir immer unklar geblieben. Auch heute noch ist mir nicht ganz klar, warum diese bewaffnete Annexion noch nicht zum Zweiten Weltkrieg gerechnet wird. Werde hier nicht schlau.
-> Münchner Abkommen
-> Hitlers Diktate an Martin Bormann: Bormann hatte als Heß‘ Nachfolger in der Funktion des Sekretärs durch seine Nähe zu Hitler teilweise größeren Einfluss und größere Macht als Himmler und Göring. Er versuchte, aus Berlin zu fliehen und nahm sich, einer Zeugenaussage des Reichsjugendführers Axmann zufolge, am 2. Mai das Leben.
-> Blutorden Orden für die Teilnahme am Münchner Hitlerputsch 1923.

*

Der Kalif bittet den alten Fährmann, auch in der folgenden Nacht bereitzustehen.

"Unsere Wohnung ist im Quartier el-Chandak."

Unklar, wo das sein soll.

Der Kalif begibt sich mit seinen beiden Begleitern zurück zum Schloss, man kleidet sich um,

und ein jeder setzte sich auf seinen Platz. Dann traten die Emire und Wesire, die Kammerherren und die Statthalter ein, und die Regierungshalle füllte sich mit Volk.

Am Abend aber gehen sie wieder an den Tigris, um den falschen Kalifen zu beobachten.

Anscheinend ohne zwischendurch zu schlafen? Manche Herrscher wollen ja offenbar dieses Bild verbreiten: Dass sie niemals schlafen. So ja auch Stalin, der wohl tatsächlich nachts arbeitete. Als Image wirkt ein solches Bild tief: Wir sind die Kinder, die vom wachenden Vater beschirmt werden. Diesem Impuls spürte der Kommunismus-Kitsch-Dichter Erich Weinert in seinem Gedicht nach:

Im Kreml ist noch Licht

Wenn du die Augen schließt, und jedes Glied
und jede Faser deines Leibes ruht –
dein Herz bleibt wach; dein Herz wird niemals müd;
und auch im tiefsten Schlafe rauscht dein Blut.

Ich schau’ aus meinem Fenster in der Nacht;
zum nahen Kreml wend ich mein Gesicht.
Die Stadt hat alle Augen zugemacht.
Und nur im Kreml drüben ist noch Licht.

Und wieder schau’ ich weit nach Mitternacht
zum Kreml hin. Es schläft die ganze Welt.
Und Licht um Licht wird drüben ausgemacht.
Ein einz’ges Fenster nur ist noch erhellt.

Spät leg’ ich meine Feder aus der Hand,
als schon die Dämmrung aus den Wolken bricht.
Ich schau’ zum Kreml. Ruhig schläft das Land.
Sein Herz blieb wach. Im Kreml ist noch Licht.

Und natürlich ähnelt das Bild auch dem des Allwissenden Gottes und erzeugt ein Gefühl von Paranoia, das sich schließlich auch erfüllte: Der NKWD hämmerte um drei Uhr nachts an die Tür.

Aber selbst im letzten US-Präsidentschafts-Wahlkampf spielte Schlaflosigkeit eine Rolle: Eines von Obamas Lieblingsworten war "tireless" – unermüdlich. Er forderte seine Unterstützer auf, weniger zu schlafen. Und schließlich versuchte Hillary Clinton, ihn als Penner darzustellen, während sie um drei Uhr nachts, wenn das Telefon klingelt, die Dinge im Griff hat.

 

Allerdings stehen die Dinge um Harûn er-Raschîd ein wenig anders. Schließlich werden seine nächtlichen Eskapaden explizit durch Schlaflosigkeit initiiert.

Wieder in Begleitung von zweihundert Mamluken schwebt der falsche Kalif im Boot vorbei. Und er-Raschîd bietet dem Bootsführer 10 Dinare, wenn dieser im Schatten mitfährt.… Weiterlesen

286. Nacht

Der Bootsmann warnt den verkleideten Kalifen und seine Begleiter:

"Wer kann denn noch eine Lustfahrt machen, wo der Kalif Harûn er-Raschîd jede Nacht in einer kleinen Schaluppe den Tigris hinunterfährt und ein Ausrufer bei ihm ist, der verkündet: "(…) Einem jeden, der jetzt ein Schiff besteigt und auf dem Tigris fährt, dem schlage ich den Kopf ab, oder ich hänge ihn am Maste seines Fahrzeugs auf!"

Sie legen dem Alten einen Dinar drauf, um unter einem Tuch versteckt, das Boot des falschen Kalifen zu beobachten, welches auch gleich vorbeikommt.
Zweihundert Mamluken bewachen das Boot, das Feuer wird von sumatranischer Aloe gefüttert, der Jüngling auf dem Thron ist

schön wie der Mond (…), gekleidet in ein schwarzes Gewand, das mit gelbem Golde bestickt war. Vor ihm stand ein Mann, der sah aus, als ob er der Wesir Dscha’far wäre und hinter ihm ein Eunuch, der sah aus, als ob er Masrûr wäre.

Auch die Zechgenossen des Jünglings wirken wie Ebenbilder. Der Kalif vermutet hinter diesem Schauspiel zunächst einen seiner Söhne. el-Mamûn oder el-Amîn, verwirft jedoch ob der Ähnlichkeit der Zechngenossen und der Begleiter diesen Gedanken. Der Kalif dazu:

"Über das alles bin ich ganz verwirrt."

285. Nacht

Von seiner Kammer aus beobachtet der Abortreiniger, dass sich der Gatte der jungen Herrin mit dieser versöhnt und so

ruhte er die Nacht bei ihr über.

Es ist, wie zu erwarten war, der Gatte, der am nächsten Tag verschwindet. Die Schöne gesteht dem Abortreiniger, dass sie sich mit ihrem Mann gestritten hatte: Die beiden saßen im Garten, der Gatte steht auf, um sich kurz zu entfernen, bleibt aber verschwunden.

"Schließlich wurde ich es müde, auf ihn zu warten, und da ich mir sagte, dass er wohl im Aborte sei, so begab ich mich zu dem stillen Örtchen, fand ihn aber nicht dort. Darauf ging ich in die Küche, und als ich dort eine Sklavin sah, fragte ich sie nach ihm. Die zeigte ihn mir, wie er bei den Küchenmägden lag. Nun schwor ich einen feierlichen Eid, ich wolle mit dem schmutzigsten, ekelhaftesten Manne Ehebruch treiben. Und an dem Tage, an dem der Eunuch dich festnahm, war ich schon vier Tage lang in der Stadt umhergezogen auf der Suche nach einem solchen Kerl; doch ich fand niemanden, der schmutziger und ekelhafter gewesen wäre als du. (…) Wenn mein Gatte sich noch einmal der Magd naht und bei ihr liegt, so will ich dir wiederum gewähren, was du bei mir genossen hast."

Diese Spannung zwischen höchstem Genuss und Aufstieg einerseits und extremster Demütigung andererseits haben wir wohl so bisher in diesen Erzählungen noch nicht gefunden.

Dem Abortreiniger fließen die Tränen, und anzüglich antwortet er in Versen:

Gewähre mir zehn Küsse auf deine Linke Hand,
Der noch mehr Ehre als der rechten Hand gebührt!
Denn deine Linke hat ja noch vor kurzer Zeit,
Als du dich säubertest, an dein Gesäß gerührt.

Einen spontan dichtenden Klomann würde ich auch gern mal erleben.

Als der Emir des Pilgerzuges die Geschichte jenes Mannes vernommen hatte, ließ er ihn frei und sprach zu den Umherstehenden: "Um Allahs willen, betet für ihn; denn er ist entschuldbar!"

Ferner wird erzählt

*

Die Geschichte von Harûn er-Raschîd und dem falschen Kalifen

Wieder einmal geht der Kalif Harûn er-Raschîd des Nachts in Begleitung seines Wesirs Dscha’far und seines Schwertträgers Masrûr – alle drei verkleidet als Kaufleute – durch die Stadt Bagdad.
Als sie an das Ufer des Tigris kommen, bieten sie einem Alten einen Dinar für eine Lustfahrt.

276. Nacht

Nun fresse ich mich durch den dritten Teil der Gulag-Trilogie von Solschenizyn; jede Restsympathie für den Kommunismus wird gnadenlos getilgt. Aber ich habe mich den 1001 Nächten verschrieben. Auf die Suche nach der verlorenen Zeit anspielend, meint Solschenizyn irgendwo sinngemäß, die Westler schrieben über Kekse, die Russen über den Tod.

*

Wie wir bereits geahnt haben, ist ein Vers der beste Weg, um um Gnade bei einem Kalifen zu bitten. Dieser antwortet:

Mein eigner Stamm erschlug, Umaima, meinen Bruder;
Drum, schieß ich auf den Stamm, trifft mich mein eigner Pfeil.

Man wirft sich noch eine Weile gegenseitig Verse das Thema Großzügigkeit betreffend an den Kopf. Und um das Momentum dieser Story in Gänze zu verstehen, müsste man wohl noch tiefer in die religiös bis sektiererisch anmutenden Streits über die Kalifennachfolge eindringen.

Unser Flüchtling vergisst aber auch nicht, von seinem Helfer als auch von seinen Feinden zu berichten. Die Freigelassene, die ihn verriet, gesteht, auf die Frage, warum sie das getan habe:

"Aus Geldgier." (…) Weiter fragte der Kalif: "Hast du ein Kind oder einen Gatten?" Als sie das verneinte, befahl er ihr hundert Peitschenhiebe zu geben und sie auf Lebenszeit einzukerkern.

Der Bader wird zum Lohn für seine Hilfe zum Krieger und der Krieger zum Bader.

Ferner verlieh er ihm [dem ehemaligen Bader] ein Ehrengewand und dazu noch einen jährlichen Sold von fünfzehntausend Dinaren.

Die Verleihung des Ehrengewandes steht, wie wir wissen, meist am Ende der Geschichte. Und so folgt nun:

*

Die Geschichte von Abdallah ibn Abi Kilâba und der Säulenstadt Iram

Abdallah ibn Abi Kilâba sucht in den Wüsten der Länder von Jemen und des Landes von Saba seine Kamele, die ihm fortgelaufen waren.

Guter Einstieg. Wie groß muss eine Herde sein, damit man sich auf eine solche Suche macht?

Auf seiner Suche trifft er auf eine verlassene Festung, die von Burgen umgeben ist.… Weiterlesen

275. Nacht

Seltsam muten die Versuche der Industrie an, technologische Möglichkeiten zurechtzustutzen. Die Kopierschutz-Idiotie bei CDs haben sie schließlich hinter sich gelassen. Für DVDs gibt es einen Area-Code, der verhindert, dass man US-Filme überhaupt gucken kann, ohne sich einen neuen PC zuzulegen. Der neuste Trick – und man kann kaum umhin, als die Aktion kartellesk zu nennen – besteht darin, die Videodauer von Digitalkameras auf 29 Minuten zu begrenzen. Hintergrund sind angeblich höhere Zölle für Camcorder. Aber das kann man kaum glauben, dass das der Grund für alle Firmen wäre, diese technische Einschränkung einzubauen. Vermutlich wollen sie, dass die Kunden sowohl die Digitalkameras als auch die Videokameras kaufen.
Schön finde ich aber auch die von Kunden akzeptierten Einschränkungen. Die Qualität des öffentlichen mp3-Handygekrächzes ist jedem 60er-Jahr-Transistor-Radio unterlegen, ganz zu schweigen vom fetten 80er Ghettoblaster. Aber sie wissen nicht, was sie tun, und diesmal sogar zum Wohle der älteren Mitbürger. Die Fotos sind völlig unakzeptabel, vom Festnetz telefonieren klingt immer noch besser und ist fast immer noch billiger. Aber macht ruhig.

*

Die für die Seele nur schwer erträgliche Gute-Nacht-Lektüre "Der Archipel Gulag" von Solschenizyn, an dem ich seit August las, verringerte auch die Frequenz dieser Blogeinträge. Dann hatte ich es endlich beendet und wunderte mich, dass über das Lagerleben selber so wenig drin gestanden hatte. Bis ich verstand, es war nur der erste von drei Teilen. Nun bin ich beim dritten (ich vermute der zweite ist der schlimmste), hangle mich vom Kapitel Entlassung über Aufstände und Ausbrüche und weiß nicht, ob es moralisch koscher ist, das Ausbruchskapitel wie einen Abenteuerroman zu lesen. Als ich es beendet habe, stoße ich beim Youtube-Surfen zufällig auf die russische Version des Grafen von Monte Christo. Ob die Macher sich darüber im Klaren waren, wie hoch der Anteil der Zuschauer mit Gefängnis- oder Lagererfahrung war? Im Übrigen wirkt die Zelle von Edmond Dantès in der ja geradezu putzig im Vergleich zu dem, was Solschenizyn beschreibt.

 

*

Ibrahîm ibn el-Mahdî will dem schwarzen Bader nicht weiter zur Last fallen und so flieht er verkleidet:

Ich hüllte mich in Frauenkleider, zog gelbe Stiefelchen an, warf mir einen Schleier über und ging aus seinem Hause fort.

Einen Soldaten, der ihn erkennt und verraten will, stößt Ibrahîm ibn el-Mahdî in den Dreck, und er findet im letzten Moment Zuflucht im Hause einer Frau, die ihm ein Ruhelager gewährt. Unglücklicherweise ist sie die Gattin des Soldaten.

Alsbald holte sie Zunder, legte den in ein Stück Zeug und verband ihm damit den Kopf; dann bereitete sie ihm ein Lager und er legte sich krank darnieder.

"Zunder zum Verbinden? Oder ist dies ein Übersetzungsfehler und eigentlich Leinen gemeint?", achte ich zunächst. Aber nein, Zunderschwamm (d.h. der Pilz) wurde tatsächlich als Verband benutzt.

Die Frau des Hauses warnt Ibrahîm und lässt ihn bis zum Abend im Haus ruhen. Dann flieht dieser weiter und sucht Unterkunft bei einer inzwischen freigelassenen Sklavin, doch verrät sie ihn.

Plötzlich sah ich Ibrahîm el-Mausilî mit seinen Dienern und Kriegern kommen. (…) da sah ich dem Tod ins Angesicht.

Man führt ihn vor den Kalifen. Und Ibrahîm ibn el-Mahdî versucht, sich mit Versen aus der Affäre zu ziehen.

Und er wäre ja hier nicht der Erste, dem dies gelänge:

Meine Schuld vor dir ist wahrlich groß;
Aber du bist größer als die Schuld.
Also nimm dein Recht dir, oder nicht.
Und verzeihe mir in deiner Huld!
Und war ich auch nicht in meinem Tun
Edelmütig – sei du es nun.

Der Kalif antwortet mit einem ähnlich banalen Gedicht, und da

witterte ich den Hauch der Gnade in seinem Wesen.

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274. Nacht – Regeln

Mühsam hat man sich in Kindheit, Jugend und jungem Erwachsenendasein emanzipiert von allen möglichen willkürlichen Regeln. Und dann spielen einem Hirn und Psyche einen Streich – man verfängt sich in Regeln, die man auch nicht selbst gewählt hat, miesen Angewohnheiten. Und je freier man das eigene Leben zu gestalten in der Lage ist, umso näher liegen die Verführungen der schlechten Gewohnheiten, die man durch eigene Rituale, durch Ratgeberliteratur und bekanntlich im härtesten Fall mit Therapie wieder zurechtrücken muss. Ordnung/Unordnung, Umgang miteinander in Beziehungen, Ernährung, Süchte, Arbeit, Umgang mit dem eigenen Körper (Hygiene, Sport, Bewegung, Krankheiten), Familie, Umgang mit Fremden. Man studiert das Feng Shui Buch, und sagt sich am Ende: "Räum auf!"

*

Auf den Kopf von Ibrahîm ibn el-Mahdî ist eine Belohnung von hunderttausend Dinaren ausgesetzt.

Von seinen Erlebnissen erzählte Ibrahîm folgendermaßen: "Als ich von dieser Belohnung hörte, fürchtete ich um mein Leben."

Der Sprung in die Ich-Perspektive erscheint fast ein bisschen willkürlich.

Verkleidet zieht er von Haus zu Haus, landet in einer Sackgasse und fürchtet, Verdacht auf sich zu ziehen, falls er umkehrt. Da

sah ich am oberen Ende der Straße einen Schwarzen vor der Tür des Hauses stehen.

Das Auftauchen eines Schwarzen bedeutete in den bisher erzählten Geschichten praktisch immer Unglück.

Ibrahîm bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu bitten, dort ein wenig verweilen zu dürfen. Tatsächlich gestattet es ihm der Schwarze, bietet ihm eine Raststatt in einem

sauberen Raum mit Decken und Teppichen und Lederkissen

Doch er verschwindet und verriegelt die Tür.

"Der da ist sicher fortgegangen, um mich zu verraten!"

Doch er kommt mit Speisen und Getränken zurück,

"…die noch von keiner Hand berührt sind."

Doch es bleibt nicht bei diesen Diensten:

"Ich will mein Leben für dich dahingeben! Ich bin ein Bader, der das Blut schröpft, und ich weiß, dass du dich vor mir ekelst, weil ich von einem solchen Gewerbe lebe."

Außerdem serviert er Wein

und sprach zu mir: "Kläre ihn dir, wie du es wünschest."

Wein klären = Filtern?

Damit nicht genug – es stellt sich heraus, dass der Schwarze die Identität seines Gastes kennt, und dennoch zu ihm steht.

Als er solche Worte sprach, stieg er hoch in meiner Achtung, und ich war überzeugt, dass er von edler Art war. Darum erfüllte ich seinen Wunsch, nahm die Laute zur Hand, stimmte sie und sang ein Lied, in dem ich der Trennung von meinen Kindern und von den Meinen gedachte.

Er, der dem Joseph einst die Seinen wiederschenkte
Und ihn in Kerkers Banden zu Ehren hat gebracht,
Er kann auch uns erhören und wiederum vereinen;
Denn Allah ist der Herr der Welt in Seiner Macht.

Die Erzählerin wechselt kurz wieder in die 3. Person:

Es heißt ja auch, dass die Nachbarn Ibrahîms, wenn sie nur hörten, wie er rief: "He Knabe, sattle die Mauleselin!" schon durch den Klang dieser Worte in Entzücken gerieten.

Auch der Bader, dessen Namen wir immer noch nicht wissen, singt ein Lied, und er weist das Geld, dass Ibrahîm ihm geben will, zurück.

1. Wird hier eine Fallhöhe aufgebaut, und der Bader am Ende sein wahres Gesicht zeigen? Oder bleibt dieser Schwarze die rühmliche Ausnahme?
2. Offensichtlich haben wir es mit einer politisch motivierten Geschichte zu tun. Man ist auf Seiten Ibrahîms. Aber wie sich das genau historisch einordnet, bleibt mir unklar.

 

273. Nacht

Man würde es kaum glauben, wenn man es nicht selbst sähe: Das Pflegeheim wirbt mit individueller Betreuung, medizinischer Kompetenz und ausgeklügeltem Qualitätsmanagment. Und nun leidet R. dort seit einem halben Jahr nicht nur an ihrem Alter, ihrer Gebrechlichkeit und ihren Krankheiten, sondern auch an der Schlampigkeit des Personals, der Ignoranz, dem fehlenden Mitgefühl, und der groben Fahrlässigkeit, die sie in den sechs Monaten schon drei Mal an den Rand des Todes geführt haben. "Das kann doch mal passieren", ist die Reaktion, als habe man ihr nur mal versehentlich auf den Fuß getreten und sie nicht um ein Haar vergiftet. "Versuchen Sie’s doch mal mit Beten", als sie sich vor Schmerzen kaum mehr halten kann, weil man vergessen hat, ihr das Schmerzmittel zu geben. "Was meinen Sie denn, um wieviele Leute wir uns hier kümmern müssen?", als sie darum bittet (!), doch auf ihre Diät zu achten, statt ihr mies zubereitete Lebensmittel zu servieren, die sie nicht verträgt. Kleine Vorfälle täglich, große Vorfälle jede Woche. Man fragt sich, was mit den Menschen geschieht, deren Verwandte nicht täglich auf der Matte stehen. Oder gar mit den Dementen, die nicht verstehen, wer ihnen dieses Leid zufügt.
Das Peter-Prinzip in seiner grausamen Form: Inkompetente Menschen als Leiter eingesetzt, die ihre Autorität nicht in vernünftige Planung umsetzen können, sondern Chaos herrschen lassen. Und wenn was passiert, werden die Pflegerinnen angebrüllt. Schwestern, denen die Achtlosigkeit von den Vorgesetzten vorgelebt wird und die nicht gelernt haben, mit ihren Klienten zu kommunizieren, geschweige denn, sie angemessen zu pflegen.

***

 

 

Der neue König lässt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. In der Burg findet man

Bildnisse von Arabern: die waren beritten auf Rossen und Kamelen, trugen Turbanbinden, die lang herabhingen, waren mit Schwertern gegürtet und hielten die langen Lanzen in der Hand. Auch fand er dort ein Schriftstück, auf dem geschrieben stand: "Wenn dies Tor geöffnet wird, so wird eine Araberschar das Land erobern, die so aussieht wie auf diesem Bildnisse." (…) In eben jenem Jahre (…) fiel die Stadt in die Hände des Târik ibn Zijâd.

Dazu heißt es in der Anmerkung:

Der arabische Feldherr Târik, nach dem Gibraltar benannt ist, setzte im Jahre 711 nach Spanien über und besiegte den Westgotenkönig Roderich. Der byzantinische Befehlshaber von Ceuta hatte bereits vorher den Arabern die Tore der Stadt geöffnet. Der Usurpator Roderich war wohl im Jahre 710 auf den Thron gekommen. An diese Dinge bewahrt obige Erzählung eine dunkle Erinnerung.

Die Stadt wird geplündert. Man findet unter anderem

den Speisetisch des Gottespropheten Salomo

und

einen großen, runden, wunderbaren Spiegel aus gemischten Metallen, der für Salomo gemacht worden war, und in dem jeder beim Hineinschauen die sieben Klimate der Welt mit eigenen Augen sehen konnte.

Vielleicht eine bronzene Weltkugel?

Und die Araber breiteten sich in den Städten Andalusiens aus, das eines der herrlichsten Länder ist.

***

Die Geschichte von Hischâm ibn Abd el-Malik und dem jungen Beduinen

Der Omaijaden-Kalif Hischâm ibn Abd el-Malik jagt eine Gazelle und befiehlt einem in der Nähe Kleinvieh weidenden jungen Beduinen, die Gazelle für ihn zu fangen. Mit beachtlicher Chuzpe antwortet der Beduine:

"O du, der du nicht weißt, was der Vornehme beanspruchen kann, du schaust mich mit Geringschätzung an; du wirfst mir verächtliche Worte ins Gesicht, du redest, wie ein tyrannischer Herrscher spricht, und du handelst an mir wie ein Eselstier."

Der Kalif lässt den Beduinen festnehmen, aber seine Impertinenzen gegen Diener, Kammerdiener, Kalif und Henker hören nicht auf.

Und immer hübsch gereimt.

Erst als der Henker zum dritten Mal ansetzt und der Beduine lachend ein Gedicht rezitiert, lässt der Kalif lächelnd von ihm ab:

"Bei meiner Verwandschaft mit dem Propheten Allahs – Er segne ihn und gebe ihm Heil – , hätte er von Anfang an diese Worte gesprochen, so hätte ich ihm, ausgenommen das Kalifat, alles gegeben, um das er mich gebeten hätte."

Bemerkenswert ist die Banalität des Gedichtes – im Grunde eine kleine Tierfabel, die die Situation zwischen den beiden widerspiegelt.
Wichtiger jedoch: Den Omaijaden-Kalifen wurde ja, vermutlich zu Recht, vorgeworfen, gerade nicht mit Mohammed verwandt zu sein. So wurden sie ja auch eine Generation später von den Abbasiden abgelöst.

Der Beduine wird mit Edelsteinen beschenkt und geht (vermutlich wortlos) seiner Wege.

***

Die Geschichte von Ibrahim ibn el-Mahdî

Nach dem Tode Harûn er Raschîds ging der Thron auf dessen Sohn el-Mmaûn über. Allerdings beanspruchte auch Harûns Bruder Ibrahim ibn el-Mahdî den Thron. So ging er nach er-Raij (in der Nähe des heutigen Teheran), wo er sich zum Gegenkalifen ausrufen ließ und dort fast zwei Jahre residierte. Harûns Sohn zieht nun zum Feldzug gegen ihn, und Ibrahim ibn el-Mahdî geht nach Baghdad, um sich dort zu verstecken.

Ausgerechnet in die Heimat- und Residenzstadt seines Widersachers?

 

269. Nacht – Strickkleider und Schnarch-Lacher

(12.4.07)

Сибирь занимает большую территорию 2
Strickkleider und Schnarch-Lacher

Angeblich sind die Zwischenansagen des Kapitäns und der Stewardessen auch auf Deutsch. Erkennen kann man es nicht, der Tonfall und der Klang sind dieselben.
Als wir in Moskau ankommen, jammert Jochen, er habe im Flugzeug nicht schlafen können. Somit ist Jochen Schmidt der einzige Mensch, den ich kenne, der auch im Wachsein schnarcht, von ein paar Schnarchlachern abgesehen, deren Vorkommen in meiner unmittelbaren Umgebung in den letzten Monaten zugenommen hat. Ein Schnarchlacher ist ein Mensch, dessen Lachen zwar einigermaßen verhalten klingt, der dann aber beim Luftholen kräftig grunzt. Haben die dafür zuständigen Ärzte den Grund für dieses Phänomen schon mal untersucht? Ich glaube nicht.
Passkontrolle. Jochen wird angeschnauzt, weil er unverschämterweise kein Einreiseformular ausgefüllt hat. „Ot kuda?“, fragt er und will wahrscheinlich wissen, woher man diese Papiere bekommt, ich vermute aufgrund der barschen Reaktion der Flughafenaufpasserin einen Vokabelfehler. Willkommen in Russland.
In der Nähe des Flughafencafés, von dem wir abgeholt werden sollen, legen wir uns auf die Wartebänke zwischen die jemand Videosäulen gebaut hat, auf denen ein Drei-Minuten-Video des World Wildlife Funds läuft. Ein Jaguar und ein Hirsch. Der Hirsch, dann wieder der Jaguar. Der Jaguar im Schnee, der Hirsch im Schnee. Der Hirsch bei Nacht, der Jaguar bei Nacht. Wie in einem Liebesfilm fragt man sich: Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht? Oder anders gefragt: Unter welchen Umständen kriegen sie sich? Aber der Zuschauer wird enttäuscht. Wie in einer Liebeskomödie aus den 50er Jahren sieht man das Paar erst am Morgen danach. Der Jaguar kaut schon etwas übersättigt an den Hirschresten. Hab ich etwas verpasst? Ich habe in den nächsten 5 Stunden genug Gelegenheit, meine Filmanalyse zu verifizieren, denn der dreiminütige Jaguar-Hirsch-Clip läuft hier als Endlos-Schleife.
Unsere deutsche Begleiterin Dana, die man uns für die nächsten Tage als Beschützerin zugeordnet hat, können wir gar nicht erkennen, so russisch ist sie gekleidet. Aber das ist ein Schicksal, das anscheinend jedem widerfährt, der länger als ein halbes Jahr hier lebt. In der Schule konnte man früher auch die Russischlehrerinnen, die ein Jahr lang in Moskau studiert hatten, an ihrer Vorliebe für unvorteilhafte Strickkleider, altmodische Tropfenformbrillen, unzweckmäßige Plastegürtel und eigenwilliges Naschwerk identifizieren.
Der Binnenflughafen Scheremetjewo 1, zu dem uns Dana lotst, wirkt, als hätten ihn russische Leibeigene vor der Erfindung der zivilen Luftfahrt erbaut. Die slawische Rustikalität des Gebäudes und der hier angebotenen Nahrung kontrastiert auf beeindruckende Weise mit der distinguierten Preisgestaltung der Cafeteria.
Ein gleichzeitig geschäftsmännisch aber auch polit-mafiös wirkender Bartträger, den ich instinktiv-rassistisch als Armenier einordne, setzt sich, drei Russen nehmen neben ihm Platz, und ein Sonnenbrillenträger baut sich ostentativ als Personenschützer am Eingang des Cafés auf. Die drei Russen sind die Idealtypen des russischen Mannes:
1. der fette Alkoholiker-Macho á la Jelzin
2. der fetthaarige Funktionär á la Karpow
3. der Bodybuilder á la Iwan die Kampfmaschine in Rocky IV
Um ein Binnenflugzeug in Russland zu besteigen, muss man sich beim Sicherheits-Check fast bis auf den Leoparden-Schlüpper ausziehen. Ich vermute, dass sie nur von ihrer mangelhaften Durchleuchte-Technik ablenken wollen. Wenn man kein Messer mitnehmen darf, warum gibt es dann in der Ersten Klasse Stahlbesteck und Glasflaschen?
Die Sitzreihen sind diesmal so eng, dass sogar Jochen Probleme hat. Falls sich mein Vordermann anlehnt, werde ich mir die Kniescheiben brechen. Jochen hat den Gangsitz, aber sobald er seine Beine etwas rausschiebt, pfeifen ihn die Stewardessen zusammen. Müssen die eigentlich auch einen Freundlichkeitskurs belegen. Der Umstand, dass sie auf diesem Flug nur sachlich und nicht mürrisch sind, scheint das zu belegen.
Ankunft Jekaterinburg. Die übliche Hektik bei der Landung. Diesmal ist das Flugzeug gerade erst einmal aufgedetscht und noch nicht mit dem Bremsen fertig, als schon einige Eifrige aufstehen. Es nutzt ihnen nichts. Beim Warten aufs Gepäck sehen wir uns alle wieder. Eine Gruppe Kaukasier hat Pech gehabt. Das Gepäck ist auf dem Rollfeld vom Laster gefallen, aber jetzt ist leider Mittagspause in Jekaterinburg, da könne man nichts machen. Kaukasier sind in Russland eben nur Kaukasier und stehen in der sozialen Hierarchie irgendwo zwischen Dieb und Hund. Und so müssen die Kaukasier bis zum nächsten Flug warten und der kommt in fünf Stunden.

Als genuesische König erwacht,

sah er Alâ ed-Dîn und seine eigene Tochter auf seiner Brust sitzen,

die ihn auch noch mit Waffengewalt überreden wollen, zum Islam zu konvertieren.

So könnte im Jahre 2008 ein Horrorfilm beginnen: Ein Staatsoberhaupt wacht auf, und auf seiner Brust sitzt seine plötzlich zum Islam konvertierte Tochter, begleitet von einem grimmigen Moslem.

Da zückte Alâ ed-Dîn den Dolch und durchschnitt ihm die Kehle von Ader zu Ader. Dann schrieb er auf ein Blatt, was sich zu getragen hatte, und legte es ihm auf die Stirn.

Die Prinzessin ist in der Lage, den Zauberstein zu bedienen, den sie reibt. Es erscheint ein Ruhelager, mit dem sie sich in die Lüfte erheben und fliehen. Der Stein versetzt sie außerdem in die Lage,

  • in einem öden Tal Bäume wachsen und einen Fluss fließen zu lassen, an dem sie die religiöse Waschung vollziehen können

  • einen Tisch mit Speisen erscheinen zu lassen

  • einen Ritter erscheinen zu lassen, der die Truppen bekämpft, die der Bruder der Prinzessin ihnen hinterhergeschickt hat

vgl. Tischlein-deck-dich bei Grimms, wo der Reiter seine Entsprechung im Knüppel-aus-dem-Sack hat

Man reist weiter nach Alexandrien, wo sie Ahmed ed-Danaf treffen. Mit dem fliegenden Ruhelager reisen sie über den Umweg Kairo, wo Alâ ed-Din seinen Vater wiedertrifft, nach Bagdad, wo er seinen nun zwanzigjährigen Sohn Aslân zum ersten Mal sieht. Der Kalif führt den Erzdieb Ahmed Kamâkim vor.

Sofort zog Alâ ed-Dîn sein Schwert und schlug ihm den Kopf ab.

Der Kalif lässt den Ehevertrag für Alâ ed-Dîn und die genuesische Prinzessin Husn Marjam schreiben.

Als er dann zu ihr einging, fand er, dass sie eine undurchbohrte Perle war.

Aslân wird zum Hauptmann der sechzig ernannt.

Hier endet die Geschichte, und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass am Ende Zauberstein und Dämonen quasi hervorgezaubert wurden, um die Handlungsstränge zusammenzuknoten. Die Idee von einer erzählenswerten Geschichte ist hier völlig anders – es geht viel mehr ums Erzählen selbst, die Geschichte von Alâ ed-Dîn ist die einer seltsamen Biografie, weniger die von einer seltsamen Begebenheit.

Ende

Die 269. Nacht wird zwar fortgesetzt, ist aber außergewöhnlich lang, da Galland hier die (wahrscheinlich von ihm selbst erfundene) Geschichte von Alâ ed-Dîn und der Wunderlampe eingefügt hat.… Weiterlesen

266. Nacht – Negativismus oder Granaten?

Robert M. Bramson rät, „schwierige Menschen“ weder zu ignorieren noch sie ändern zu wollen, sondern mit ihnen umzugehen. Er teilt sie ein in:

  • Die Feindlich-Agrressiven: Sherman Tanks, Scharfschützen, Granaten

  • Die Ich-weiß-alles-Experten

  • Nörgler

  • Negativisten

  • Die Unempfänglichen

  • Die Super-Angenehmen

  • Die Unentschiedenen

Und wie „schwierig“ bin ich?

***

Nachdem seine Mutter ihm dazu rät, bittet Aslân den Hauptmann Ahmed ed-Danaf Blutrache zu nehmen. Dieser wiederum rät Aslân dazu, an den Spielen zu Ehren des Kalifen teilzunehmen, eine tapfere Tat zu vollbringen und den Kalifen, falls dieser eine Bitte gewährt, um Blutrache zu bitten.
Aslân setzt diesen Rat in die Tat um. Seine tapfere Tat besteht darin, einen Spion, der den Spielball mit einem Schlegel dem Kalifen ins Gesicht schleudern will, zu Fall zu bringen. Um diesen Spion wird nicht viel Aufheben gemacht. Er gesteht, ein Ketzer zu sein und wird hingerichtet.
Der Erzdieb Ahmed Kamakîm wird verhaftet, und man findet die Juwelenlampe des Kalifen bei ihm. Auch dem Präfekten Emir Chalîd soll das Leben verkürzt werden, aber dieser kann sich herausreden, der Plan sei

zwischen der Alten und Ahmed Kamakîm und meiner Frau ausgeheckt

Er schiebt sogar seine eigene Frau vor!

Da legte Aslân Fürbitte ein,

da es immerhin der Präfekt war, der ihn aufzog.
Auch Ahmed ed-Danaf kommt ins Spiel und verkündet Harûn er-Raschîd, er wisse, wo sich Alâ ed-Dîn befinde:

„Bei deinem Haupte, meine Rede ist wahr!“

Auch nett: Beim Haupt des Gesprächspartners zu schwören.

Nun sagte der Kalif: „Ich befehle dir, ihn zu bringen.“

265. Nacht – Video Trainingslauf Tips

Trainingslauf durch den Plänterwald für den Berlin-Marathon 2008. Joggingtips zu

  • Schlüsselmitnahme

  • Starttempo

  • Hunden

  • Brennnesseln

  • Sowjetisches Ehrenmal

  • Plänterwald-Ganoven

  • Tempo-Erhöhung

Video zu lang? Zu verwackelt? Ja.

 

***

 

Ahmed ed-Danaf beschließt, Alâ ed-Dîn nach Alexandrien zu bringen:

"Das ist eine gesegnete Stadt, ihre Schwelle ist grün, und das Leben in ihr ist angenehm."

Sie verlassen die Stadt und begegnen außerhalb zwei jüdische Steuereintreiber des Kalifen, von denen Ahmed Danaf je hundert Dinare Schutzgeld fordert. Sie geben sie ihm,

danach erschlug Ahmed ed-Danaf die beiden, nahm die Mauleselinnen und bestieg die eine, während er Alâ ed-Dîn auf der anderen reiten ließ.

Dieser Mord erscheint völlig selbstverständlich und die Lakonie der Erwähnung ist eigentlich nur durch puren Judenhass zu erklären. Denn immerhin müsste Ahmed ed-Danaf davor zurückschrecken, Diener des Kalifen zu ermorden. Selbst die Beute rechtfertigt die Tötung nicht: Zwei Maulesel und zweihundert Dinare hätte Ahmed ed-Danaf sicher leicht selbst besorgen können.

Sie erreichen Ajâs und reisen von dort aus mit dem Schiff nach Alexandrien weiter. Auf dem dortigen Markt ersteigern sie einen Altwarenladen, und Alâ ed-Dîn wird so zum Händler,

"denn Allah der Erhabene hat den Handel gesegnet."

Als Ahmed ed-Danaf nach Bagdad zurückkehrt, wird er Zeuge einer Unterredung zwischen dem Kalifen und dem Wesir Dscha’far. Harun er-Raschîd will die Leiche des gehängten Alâ ed-Dîn sehen. Man geht zum Galgenfelde, und dem Kalif kommen Zweifel an der Identität des Toten, die Dscha’far auszuräumen versucht:

  • Die Leiche ist ja länger als Alâ ed-Dîn

  • "Ein Gehängter wird länger."

  • "Dieser da hat ein dunkles Antlitz."

  • Der Tod macht schwarz.

  • Auf den Fersen des Toten stehen die Namen der ersten beiden Kalifen 265

  • "Preis sei Allah, der die verborgenen Dinge kennt. Wir wissen nicht, ob dieser da Alâ ed-Dîn ist oder ein anderer."

Großmutter, warum hast du so große Augen?

Man verscharrt die Leiche und Alâ ed-Dîn gilt fürderhin als verschollen.
Ebenso verscharrt man Habzalam Bazzâza, der aus Liebeskummer stirbt. Jasmin aber bringt einen Knaben zur Welt, den sie Aslân nennt.

Sie säugte ihn zwei volle Jahre.

Zur Vorbeugung gegen Allergien wird derzeit für die ersten 6 Monate ausschließliches Ernähren durch Muttermilch empfohlen.

Als der Knabe laufen lernt, rennt er eines Tages davon und dem Polizeipräfekten in die Arme, der die Ähnlichkeit mit Alâ ed-Dîn erkennt. Er rät der Mutter aus Sicherheit für das Kind auf etwaige Nachfragen zu behaupten, es sei der Sohn des Präfekten.
Er lässt den Knaben beschneiden, lehrt ihn lesen, schreiben und den Koran auswendig lernen, das Kriegshandwerk, bis er mit vierzehn Jahren den Rang eines Emirs erreicht.
Eines Tages trifft dieser den Erzdieb Ahmed Kamâkim, der die gestohlene Juwelenlampe des Kalifen mit sich führt und ihm, ohne Namen zu nennen, die Geschichte des Diebstahls und des Todes von Habzalam Bazzâza und der Hinrichtung des falschen Diebs berichtet.
Auf dem Heimweg begegnet er Ahmed ed-Danaf.

Welch ein Zufall! Von diesem war ja jetzt vierzehn Jahre lang keine Rede mehr.

Nun berichtet seine Mutter Jasmin ihm die ganze Wahrheit.

 

 

 

265 D.h. Abu Bakr und Omar. Dies impliziert, der Tote sei Schiit, da Schiiten sich angeblich die Namen der ersten Kalifen auf die Fersen tätowieren lassen um auf ihnen herumtrampeln zu können.

 

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264. Nacht – Marathonvorbereitungen

Immer noch weiß ich nicht, ob ich wirklich am 28.9.08 den Marathon laufen soll. Wesentlich schlechter in Form als 2005 und 2006. (2007 konnte ich ja wegen der Zerrung gar nicht mitlaufen.) Den 30-km-Testlauf in 3:10 Stunden gelaufen. Da brauche ich mir für den Marathon kaum eine Zeit zu setzen, sondern kann froh sein, wenn ich durchhalte. Andererseits ist es auch Quatsch, von vornherein so defätistisch an die Sache zu gehen. Also werde ich mich wohl in der Nähe der 4:30-Stunden-Läufer aufhalten, solange ich es kann. 2005 haben diese mich kurz hinterm Wilden Eber abgehängt, 2006 auf dem Kurfürstendamm.
Ich melde mich ja überhaupt nur für den Marathon an, um einen Grund zu haben, regelmäßig laufen zu gehen, also könnte man sagen, dass ich ihn dann gar nicht mitzulaufen bräuchte. Aber dann wird mich das ja auch beim nächsten Mal nicht mehr motivieren. Eine Katze ohne Ende, die sich den Schwanz abbeißt.

***

Mit dem Firman des Kalifen ausgestattet durchsucht der Ex-Dieb und jetzige Hauptmann Ahmed Kamâkam die Häuser des Kalifen, Dscha’fars und die der anderen Statthalter und Kammerherren, bis er an Ala ed-Dîns Haus kommt, wo er zielgerichtet mit seinem Durchsuchungsstab die Marmorplatte zerstört, unter der er die Gegenstände versteckt hat.
Man nimmt Alâ ed-Dîn gefangen, sie

rissen ihm den Turban vom Haupte

und beschlagnahmen sein Vermögen, nicht ohne alles zu verzeichnen.
Jasmin, seine neue Frau, wird von Kamâkam dem Sohn des Präfekten zugeführt.

Sobald Habzalam Bazzâza sie erblickte, ward er wieder gesund, sprang rasch auf und wollte sich ihr hocherfreut nähern. Sie aber zog den Dolch aus ihrem Gürtel und rief: „Bleib mir fern! Sonst töte ich dich und mich!“ Da schrie seine Mutter Chatûn zu ihr: „Du Metze, lass meinen Sohn sein Verlangen an dir tun!“

Da sich Jasmin weiter verweigert, wird sie gezwungen, in härenen Gewändern Küchendienst zu leisten.
Alâ ed-Din indessen wird vor den Kalifen geführt, der in seiner Wut Einwände nicht gelten lässt und Alâ ed-Dîn zum Galgen fortschaffen lässt.

Es fragt sich, ob dies eine Geschichte ist, die auch zu Harûns Lebzeiten geschrieben wurde. Besonders weise scheint er nicht zu sein.

Ahmed ed-Danaf indessen, der Vater der verstorbenen Zubaida, der Gattin Alâ ed-Dins, erfährt durch den Wasserträger Hasan Schumân vom Schicksal Alâ ed-Dîns. Die beiden begeben sich zum Gefängnis und lassen sich einen Gefangenen, der Alâ ed-Dîn ähnlich sieht aushändigen. Sie kommen gerade noch rechtzeitig zur Hinrichtungsprozedur und handeln mit dem Henker den echten für den falschen Alâ ed-Dîn aus.

„Wir wollen Ismael durch den Widder loskaufen.“

Dies wird verständlich dadurch, dass im Islam Ismael (und nicht Isaak) von Abraham (Ibrahim) geopfert werden sollte.

Also nahm der Henker jenen Mann und hängte ihn an der Stelle Alâ ed-Dîns.

263. Nacht – Kurt Schwaens Miniaturen

Meine Lieblingsplatte zurzeit ist Kurt Schwaens späte Miniaturen.

Mit über 80 Jahren komponierte er ziemlich raffinierte kleine Klavierstücke, die andererseits voller Klarheit sind. Sehr tröstliche Musik.
Ich mochte Schwaens Musik schon immer recht gern, wenn ich über sie stolperte. Diese Platte war ein bewusster Risiko-Kauf. Großartig!

***

 

Man führt den Erzdieb vor den Kalifen, der ihn fragt, ob er bereut. Ja, macht er. Da aber die Fesseln laut Inschrift

nur auf der Bank des Leichenwäschers

gelöst werden dürfen, führt man ihn zum Leichenwäscher. Er betrinkt sich, und seine Mutter beauftragt ihn, den Tod von Alâ ed-Dîn herbeizuführen und dem Sohn der Präfektengattin die schöne Jasmin zuzuführen. Er willigt ein, es noch in dieser Nacht zu tun, denn in der ersten Nacht des Monats weilt der Kalif bei seiner Frau Zubaida, hinterlässt eine juwelenbesetzte Lampe und legt

den Rosenkranz, den Dolch und den königlichen Siegelring ab.

Bewaffnet mit Schwert und Fangkralle schleicht er sich durch eine Falltür des Saaldaches, betäubt die Eunuchen mit Bendsch und klaut die Wertsachen. Danach begibt er sich zum Hause Alâ ed-Dîns, welcher gerade mit seiner neuen Sklavin Hochzeit gefeiert und zu ihr eingegangen war. Der Erzdieb verbirgt das Eigentum des Kalifen unter einer Marmorplatte.
Als der Kalif seine Wertgegenstände nicht wiederfindet,

da ergrimmte er gewaltig; er legte das Gewand des Zornes an, das war ein rotes Gewand.

Anscheinend nur bildlich zu verstehen.

Der Kalif will nun den Polizeipräfekten hinrichten lassen, doch der neue Hauptmann und Ex-Ex-Erzdieb setzt sich für ihn ein und verspricht, sich auf die Suche zu machen, nicht ohne den Kalifenpalast und den Palast des Hauptmannes der Sechzig (Alâ ed-Dîn) zu durchsuchen.

262. Nacht – Gedicht, in dem ein Kuckuck auftaucht, aber nur als Symbol

Gedicht des Tages

Statt Kuckuck sagte ich Good-bye.

In einem kleinen Nestlein,
da wohnten einst drei Vöglein.
Zwei Amseln und ein Kuckuck,
gar drollig anzuschaun.

Der Kuckuck war geschlüpfet
aus einem Kuckuscks-Eie,
das seine Mutter legte
den Amseln in die Wohnung.

Sie fütterten ihn fleißig.
Instinkt ihr Kompass war.
Wärn Amseln Säugetiere,
sög Kuckuck aus den Zitzen.

Wir Menschen bémitléiden
die Amsel-Eltern gern,
denn ihre Liebe, scheint uns,
wird schamlos ausgenutzet.

Warum versetzen wir uns
nur ungern in den Kuckuck,
der ohne Amseln stürbe?
Wie kurzsichtig von uns!
*
Dies bedenkend schritt ich neulich
durch die U-Bahn-Unterführung,
als ich ein Akkordeon
mit Zigeuner sah.

Obwohl – man muss ja Sinti sagen.
Oder Roma. Kommt drauf an.
Davon wird die Músik aber
auch nicht angenehmer.

Abwärtsterzen deuteten
jenen Kuckucksruf an. „Hä?“
dachte ich, „ich hab doch
grad an Kuckucke gedacht!“

Doch um wieviel wuchs mein Staunen
als der greise Sinti plötzlich
ein gekochtes Ei verspeiste.
Ein Vogel hätt draus werden können!

Andrerseits besaß er keinen
gelben Schnabel wie die Amseln.
Vögeln nur gebühret diese
smarte Laune der Natur.

Als ich später mit dem Omni-
busse heimfuhr, da bemerkt‘ ich
keine weitren Gleichnisse,
denn ich hielt ein Nickerchen.

Fatalerweise fuhr ich deshalb
bis zum Busbahnhofe mit,
wo man meinen Omnibus
pflichtgemäß polierte.

Stämmig war der Busputzér.
Zierlich seine Buskollegin,
die, als ich sie fragte, wie
ich denn jetzt nach Hause käme,

ohne sich noch lang zu zieren,
mich nach Weißensee mitnahm,
wo sie ein Apartment hatte.
Ich zögerte nicht lange.

Und gleich einem Kuckucks-Ei
wurde ich von ihr bebrütet.
Öko-Futter fand ich reichlich
in ihrem Kühlschrank. Mnjam-mnjam!

Flügge wurd ich Stunden später.
Statt Kuckuck sagte ich Good-bye.
Und mit einer Kuckucksfeder
schrieb ich dies Gedicht.

Oder nicht.

***

Da Alâ ed-Dîn nicht zur Sklavin eingegangen war, lässt ihm der Kalif Harûn er-Raschîd vom Wesir Dscha’far eine neue Sklavin für zehntausend Dinar auf dem Sklavenmarkt kaufen. Die beiden begeben sich dorthin und ahnen nicht, dass auch der Polizeipräfekt beauftragt wurde, eine Sklavin zu kaufen, denn er und seine Frau haben einen hässlichen Sohn namens Habzalam Bazzâza 262, der

hatte noch nicht reiten gelernt.

In welchem Sinne?

Polizeipräfekt und Alâ ed-Dîn überbieten sich gegenseitig, als sie eine schöne Sklavin namens Jasmin entdecken.
Schließlich erhält Alâ ed-Dîn den Zuschlag, und Habzalam wird liebeskrank.

Wie [die Mutter] so in Trauer um ihren Sohn zu Hause saß, da trat plötzlich eine Alte zu ihr ein, die bekannt war als die Mutter des Erzdiebes Ahmed Kamâkim. Dieser Erzdieb pflegte mitten durch die Wand zu bohren und oben auf eine Mauer zu klimmen und die Schminke von den Augenwimpern zu stehlen.

Dieser Erzdieb war zuvor Wachhauptmann gewesen, ließ sich aber beim Klauen erwischen, wird zum Tode verurteilt, aber zu lebenslanger Haft begnadigt, auf seine Fesseln wird geschrieben:

„Bestimmt, bis zum Tode an ihm zu bleiben und erst auf der Bank des Leichenwäschers zu lösen.“

Die beiden Frauen gehen nun einen Deal ein: Chatûn, die Mutter des hässlichen Habzalam, legt bei ihrem Mann, dem Präfekten ein gutes Wort für den Erzdieb ein, und umgekehrt soll der Erzdieb dem Habzalam helfen.
Chatûn soll sich nun schöne Gewänder anlegen, und

„wenn er dann von dir verlangt, was die Männer von den Frauen verlangen, so versage dich ihm und sei ihm nicht zu Willen!“

Durch den Schwur der Scheidung soll sie ihm einen Wunsch abringen – die Freilassung des Erzdiebs.

262 deutsch: Schwarzbeule Dickwanst

261. Nacht – Hate Comments

Bemerkenswert: Mit dem am Dienstag hier geposteten kleinen, ziemlich albernen Video kann man die Emotionen der Amis auf die Spitze treiben. Wie kann ich es wagen zu behaupten, Waffen seien zum Töten gedacht! Die empörten Kommentare haben dazu geführt, dass eines meiner Videos erstmals auf Platz 1 einer Youtube-Statistik schoss: Das am heißesten diskutierte Video des Tages in Deutschland.

Auszüge aus den Kommentaren:

"There is no right to life if you can’t defend that life. Killers love defenseless victims!"

"I’m sorry your daddy raised you to be such the sissy that you have a fear of firearms and I suppose seeing Palin handle the cold steel makes you feel like even less of a man. Just vote for Obama like the other 50,000 gun fearing queers on the internet who eat up bandwith with these tired old Olbermann style commentaries."

"I may not like to hunt but I do realize that the second amendment is NECESSARY ino order for the citizens of the United States to defend themselves, and the Supreme Court decided the exact same thing."

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Zum Trost für die verlorene Frau schenkt der Kalif Alâ ed-Dîn eine Sklavin namens Kût el-Kulûb, in dem er ihr samt Dienern und Eunuchen befiehlt, bei ihm einzuziehen. Alâ ed-Dîn, einigermaßen verwirrt, nickt den neuen Dienern zu, verspricht aber, niemals ihre Gemächer zu betreten, denn

"was des Herren war, darf nicht des Dieners sein."

Unklar: Damit könnte er praktisch jedes Geschenk des Kalifen zurückweisen.

Täglich "überweist" Alâ ed-Dîn ihr hundert Dinare.
Als der Wesir Dscha’far ihn fragt, ob er schon zu ihr eingegangen sei, antwortet er:

"Ich weiß weder, wie hoch noch wie breit sie ist."

Auch dem Kalifen gibt er diese Antwort, als dieser verkleidet, aber erkannt, sich nachts zu Alâ ed-Dîn begibt.

260. Nacht – Sarah Palin: Pro Gun + Pro Death

Mit zwanzig Ideen morgens aufgewacht, nachdem ich am Abend zuvor im Wikipedia-Artikel über Bipolarität gelesen hatte, dass sich in der Phase der Manie die Gedanken überschlagen…
Die scheinbar unaufwändigste versuche ich dann umzusetzen, aber dieser kleine billige hat mich doch mehrere Stunde gekostet. Ach was, ich will mich gar nicht beklagen.

 
Pro Death

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Alâ ed-Dîns Aufstieg schreitet fort. Der Hauptmann der Sechzig stirbt kinderlos, und der Kalif macht ihn zu seinem Nachfolger und Erben:

"Begrab ihn in der Erde, und nimm alles was er an Sklaven, Sklavinnen und Dienern hinterlassen hat."
Darauf schwenkte er das Taschentuch.

Womit die Versammlung beendet ist.

Kurze Zeit darauf verlässt Zubaida, die Lautnerin, ihn nachts,

um ein Bedürfnis zu verrichten,

sie schreit kurz auf und stirbt.

Praktischerweise kurz nachdem er vom Schwiegervater offiziell anerkannt wurde.

Der Handlungsverlauf wird wieder einmal unübersichtlich. Eben dachte man noch, eigentlich sei mit der Hochzeit alles aus, aber anscheinend hatte Schehrezâd noch nicht genug vom Rumspinnen…

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259. Nacht – Kindergarten Memories

Mein Kindergarten befand sich in einer Kleingartenanlage in Pankow: Ein doppelgeschossige Container-Baracke. Als ich diese vor kurzem aufsuchte, tat ich mir im Nachhinein leid. Klitzekleine, überheizte Räume für einen Haufen Kinder, ungesunde Luft. Immerhin eine große Wiese hinter dem "Gebäude".

 
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Während des Gesprächs geht der Kalif fort,

um ein Bedürfnis zu verrichten.

Währenddessen klärt Dscha’far Alâ ed-Din auf: Sie seien keine Derwische, sondern eben Harûn er-Raschîd, Dscha’far, Masrûr, Abu Nuwâs. Sein Vater hätte ja wohl in der kurzen Zeit keine Waren senden können.
Nach dessen Rückkehr unterwirft sich Alâ ed-Dîn dem Kalifen, man hört Zubaida, der Lautnerin, zu, deren

Saiten riefen: König David, du hast uns gespannt.

Der Kalif bestellt Alâ ed-Dîn für den nächsten Tag in die Regierungshalle. Dieser bringt ihm am nächsten Tag Geschenke mit und trägt einen öden Lob-Vierzeiler vor. Zum Lohn verleiht der Kalif Alâ ed-Dîn ein Ehrengewand und setzt ihn auf den Platz dessen Schwähers, der sich darüber beklagt. Harûn er-Raschîd:

"Ämter werden auf Zeit vergeben, nicht für das ganze Leben, du bist jetzt abgesetzt."

Das geht hier ruckzuck. Wie George W. Bush schon sagte: "If this were a dictatorship, it’d be a heck of a lot easier, just so long as I’m the dictator."

Man lässt verkünden:

"Allein Alâ ed-Dîn Abu esch-Schamât ist von jetzt an der Vorsteher der Kaufmannschaft! Man gehorche seinen Worten, und man achte seine Würde an allen Orten!"

Fragt sich nur, womit er das verdient hat. Seine Karawane hat er verloren, und zur Bewirtung der Derwische musste ihn seine Frau überreden. Weder moralische noch wirtschaftliche Kompetenz.